Wenn sich das Wetter nicht an die Vorgaben hält

Im Vorfeld der Alaska-Kreuzfahrt wussten alle, die in diesem Gebiet schon mal unterwegs waren, dass mich typisches Alaska-Wetter erwarten würde. Ein wenig Sonne, Wind und immer wieder Regengüsse. Also machte ich mich auf alles gefasst, packte einen Regenschutz ein, warme Kleider und auch passendes Schuhwerk.

Als die Reise am Montag in San Francisco starten, war bestes Wetter. Sonnenschein und sehr warme Temperaturen für die Bay-Area. Der folgende Tag, einer auf See, habe ich bereits in einem früheren Blogeintrag beschrieben. Noch heute zeugt eine inzwischen nur leicht gerötete Haut von bestem Wetter. Am Mittwoch endlich sollte dann das Alaska-Wetter Einzug halten. Am frühen Morgen war mir nicht unbedingt klar, weshalb das Schiffshorn in unregelmässigen Abständen Signale sendete. Aber halt, es heisst ja nicht Schiffshorn sondern Nebelhorn. In der Tat zeigte sich beim Öffnen des Nachtvorhangs die Suppe, die sich in der Nacht rund um das Schiff ausgebreitet hatte. Eigentlich war ich darüber überhaupt nicht unglücklich, weil so meine Haut nicht schon wieder der Sonne exponiert war. Immer wieder fand die Sonne trotzdem den Weg durch den Nebel und so hiess es für mich, sonnengeschützte Plätze aufzusuchen. Und am späten Nachmittag war’s dNn definitiv vorbei mit dem Alaska-Wetter.

Nächste Chance auf Alaska-Wetter am nächsten Tag. Ich hatte einen Rundgang zu Fuss, in meinem Fall eine Rolli-Rundgang, gebucht. In den Wäldern rund um Ketchikan hingen noch Wolken und Nebelschwaden. Auch der Boden machte einen eher nassen Eindruck. Die Packungsvorgabe war also klar: Regenschutz. Schnell war klar, dass die Packung eine Fehlentscheidung war. So wie auch das Liegenlassen der Sonnencrème in der Kabine. Erst zaghaft und dann sich immer stärker durchsetzend, wärmte die Sonne den Platz und die Feuchtigkeit verschwand erst aus den Wäldern und sehr bald auch vom Boden. Sie tauchte den Ort in einen besonderere Koloration und verlieh vor allem den Häusern einen besondereren Anstrich. Der Rundgang übrigens, der vom Exkursionsbüro zwar als rollstuhltauglich bezeichnet wurde, mir aber trotzdem abgeraten wurde, war perfekt. Von wegen es sei zu weit für mich. Die kennen Ed nicht. Ed ist inzwischen der Name für meinen Rolli und ist, ja ich gebe es zu, dem Fernsehpferd Ed abgekupfert. Manchmal zeigt sich mein Ed so störrisch wie der TV-Ed. Irgendwie passt er perfekt zu mir.
Die Ansage des Kapitäns verhiess auch für den nächsten Tag kein Alaska-Wetter. Während es in Ketchikan „nur“ 16 Grad Celsius (gefühlt mindestens 22 Grad Celsius), war die Wettervorhersage mit schön und 19 Grad Celsius in Juneau noch eine Steigerung. Und tatsächlich war es in Juneau von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang einfach nur schön und die Sicht so gut, dass der Guide sagen konnte, dass am Horizont unser nächstes Ziel Skagway zu sehen sei. Und das sei aussergewöhnlich.

Das schöne Wetter hat aber eine Kehrseite. Nicht eine kurzfristige, nein. Im Visitorcenter des Meldenfield Glacier war der Rückgang des Gletschers in den letzten Jahrzehnten sehr eindrücklich dargestellt. Bei aller Freude über das schöne Wetter stimmt es einen nachdenklich. Und ich denke, das ist auch gut so. Nur: Für viele Menschen ist Alaska weit, weit weg und die Gletscher- und Eisfläche unvorstellbar gross. Aber eben, nachdenken ist erlaubt. Nein, erwünscht und gefordert.

Stay tuned.