Kaum sind wir aus dem Rocky Mountaineer gestiegen, macht sich das Gefühl von Heimkommen in uns beiden breit. Wir werden von Elsa empfangen, die im letzten Herbst dabei war, als Mr. Ed von Jason, dem Zugmechaniker, geflickt wurde (siehe „Mr. Ed am Ende (Part lll)“). Sie ist inzwischen Station Managerin und empfängt uns in smarter Uniform und einem strahlenden Lächeln. Auch andere vertraute Gesichter vom letzten Jahr tauchen auf. Alle strahlen, lachen erinnern sich und heissen uns willkommen.
Hier werden wir mit einem modernen Reisebus ins Hotel gefahren. Mr. Ed darf auch im Fahrgastraum mitfahren und mit uns die von der Abendsonne beleuchteten Berge ringsum bewundern.
Wir gönnen uns einen Ruhetag in Jasper. Nach dem dreimaligen frühen Aufstehen, haben wir uns das Ausschlafen verdient. Am nächsten Tag werden wir von der unvergleichlich schönen Sicht aus unserem Hotelzimmer auf den Lake Beauvert überrascht. Die Berge spiegeln sich im dunkelgrünen Wasser, der Himmel ist wolkenlos blau und auf der Wiese vor dem Hotel tummelt sich lauthals eine Schar Gänse.
Wir lassen uns auf der Terrasse mit Blick auf die schöne Aussicht das Mittagessen schmecken. Gesellschaft bekommen wir von einem Chipmunk (Streifenhörnchen), das gemütlich unter meinem Stuhl und zwischen Mr. Eds Rädern hindurch schlüpft und einer Elster, die sich frech die Essensreste von den verlassenen Tischen holt.
Danach machen wir uns auf den Weg nach Jasper. Wir wollen unser Mietauto abholen und brauchen noch eine Lösung, um den 65 kg schweren Swiss Trac ins Auto zu verladen. Da Jasper über eine Art Homecenter verfügt, sollte dies nicht allzu schwierig werden. Zuerst geht der Weg der riesigen Golfanlage des Hotels entlang, dann durch den Wald. Überall wird vor Bären und Elchen gewarnt. Wir halten die Augen offen, sprechen miteinander, oder ich singe vor mich hin, damit uns allfällig herumstreunende Wildtiere hören können. Doch alles bleibt ruhig. Doch nein, das stimmt nicht ganz. Ab und zu wieselt ein Chipmunk über den Weg. Diese allerliebsten Winzlinge sind absolut harmlos und so flink, dass wir uns jeweils mit Schauen beeilen müssen, um sie überhaupt zu sehen.
Wir kommen nach ca. einer Stunde heil und munter am Bahnhof Jasper an. Das Homecenter schliesst um 17 Uhr, doch sollte es zeitlich knapp reichen, da Christoph das Auto mit allen Angaben reserviert hat. Der Mietautoverleih befindet sich in der Bahnhofshalle. Diese sieht noch genau gleich aus wie im letzten Oktober und sofort sind die damaligen Ereignisse wieder präsent: auf diesem Sessel bin ich gesessen, dort in jener Ecke fand die „Operation“ von Mr. Ed statt …
Wir haben genügend Zeit in Erinnerungen zu schwelgen, denn die Abwicklung der Formalitäten für den Mietwagen dauern und dauern. Der PC hat seine Tücken und die Zeiger der Bahnhofsuhr hüpfen eifrig Richtung 17 Uhr. Um 16.50 sind wir endlich im Besitz des Autoschlüssels und das Auto ist „geprüft“. Nun ja, wir haben Zeit und morgen hat das Homecenter auch wieder auf.
Wir bummeln durch Jasper. Die Kleinstadt wirkt völlig anders im warmen Sonnenschein als im letzten Oktober bei beissender Kälte, die einen Handschuhkauf nach sich zog.
Durstig setzen wir uns in ein Strassencafé. Es geht nicht lange, steht ein älterer Herr vor uns. Er fragt Christoph, ob wir gestern aus dem Rocky Mountaineer gestiegen seien. Wir bestätigen und öffnen damit die Tür für ein Gespräch über Mr. Ed, die Züge, Jasper, das Wetter und zum Schluss händigt er Christoph seine Visitenkarte aus. Er reicht ihm die Hand zum Abschied und geht. Im Vorbeigehen schenkt er mir wenigstens noch ein Lächeln. Er scheint ein Herr uralter Schule zu sein.