An unserem zweiten Tag in Jasper stehen praktische Erledigungen an: Einkaufen im Homecenter und Waschen. Das tönt im ersten Moment langweilig, entpuppt sich aber auch in einem für mich zwar nicht mehr ganz so fremden Land als kleines Abenteuer.
Zuerst fahren wir zum Homecenter. Wir brauchen zwei Holzbretter, gut 10 cm breit und ca. zwei Meter lang, die wir zur Rampe für den Swiss Trac umfunktionieren wollen. Im Center stehen viele Regale vollgestopft mit allem, was man fürs Handwerken und Bauen braucht. Dazwischen steht Kinderspielzeug und ein Ständer voller Flipflops, Tierzubehör und in eine Ecke gedrängt der Verkaufstresen. Holz finden wir hier jedoch keines. Also geht’s wieder raus zu den Holzstapeln vor dem Geschäft. Hier kommt uns ein fröhlicher Mitarbeiter entgegen und fragt nach unseren Wünschen. Er überlegt, kratzt sich am Kopf und nickt plötzlich. Schon stehen wir vor einem Stapel mit den für uns perfekten Brettern. Wir werden vom Mitarbeiter zurück in den Laden zur Kasse begleitet. Ein anderer kommt mit uns zum Auto, um unser Vorhaben zu begutachten. Er stellt ein paar Fragen und gibt grünes Licht: die Bretter werden halten und brauchen keine Befestigung. Super, ein Problem gelöst! Testen werden wir später.
Nun geht’s auf zur Laundry. Hier in Jasper wird Wäsche waschen zum Social Event. Zwei Treppen führen ins Untergeschoss eines Hauses. Davor sitzen auf Stühlen Leute mit Kaffee-Bechern und warten offenbar auf ihre Wäsche. Drinnen, gleich links ist eine Bar, wo Kaffee, Kuchen und sonstige Schleckereien gekauft werden können. Daneben drei Doppelreihen mit je 14 Waschmaschinen mit verschiedenen Trommelgrössen: normal, X-Large und super Large. An der Wand rechts stehen 32 Tumbler in einer doppelstöckigen Reihe. Eine Wäsche dauert 30 Min., gerade Zeit genug, um gemütlich einen Kaffee zu trinken oder in der Internet-Ecke zu surfen. Vor der hinteren linken Wand wurde eine Lounge eingerichtet, wo Männer zu einem Schwatz beisammen sitzen. Die Rückwand der Laundry ist mit Washrooms inklusive Duschen ausgestattet.
Ich wasche hier unsere Wäsche und werde Teil einer durchmischten Gruppe von Menschen: Ehepaare, die vermutlich im Wohnmobil unterwegs sind, Biker, die auch die Dusche benützen, Einheimische, die wohl keine eigene Waschmaschine haben, Familien, die mit Koffern daher kommen, Hiker, die an ihren erdigen Wanderschuhen erkennbar sind. Jeder hat sein Bündel schmutziger Wäsche dabei, wäscht, trocknet, faltet zusammen und geht zufrieden wieder seines Weges.
Da Mr. Ed mit Christoph keinen Zugang hat, nutzen wir die halbe Stunde, um die Läden der Stadt zu erkunden. Ein Abstecher zu Tim Hortens folgt, während die Wäsche im Tumbler getrocknet wird. Hier kommt Christoph zum besten Kaffee Kanadas und ich zu einer feinen Hot Chocolate. So lässt es sich doch angenehm und gemütlich Wäsche erledigen.
Am Nachmittag machen wir uns mit dem Auto auf den Weg zum Maligne Lake. Meine erste längere Fahrt auf kanadischen Strassen! Da ich eine geübte und an Langstrecken gewohnte Autofahrerin bin, machte mir dieses Vorhaben im Voraus keine Sorgen. Mein erster Eindruck der Autofahrer in Jasper ist ein sehr angenehmer. Alle sind in gemächlichen Tempo und rücksichtsvoll unterwegs. Ausserhalb sind die Strassen breit und mit einem durchgehenden Seitenstreifen versehen, auf dem man jederzeit anhalten kann, sei dies um einen Bären zu beobachten oder die tolle Sicht auf die Rockies zu fotografieren.
Der Himmel ist ausnahmsweise einmal grau, zwischendurch fallen ein paar Tropfen. Wir geniessen trotzdem die Fahrt durch die felsigen Bergkolosse und bestaunen einmal mehr die Wälder und eisig blauen Flüsse.
Maligne Lake ist ein kalte Bergsee, der aus einem Gletscher gespiesen wird. In ihm leben Forellen und andere in der Kälte heimische Fische, die offenbar bei Fischern beliebt sind. Mehrere Fischerkanus sind auf dem See unterwegs. Die Kulisse ist einmal mehr beeindruckend schön, trotzdem sie sich heute in Grautönen zeigt.
Ein Tag voller Erlebnisse und mit vielen Eindrücken geht zu Ende. Morgen machen wir uns auf den Weg Richtung Banff. Auch das wird ein Wiedersehen geben, diesmal mit den Rocky Mountains.