Revelstoke, ein Dorf mit 7500 Einwohnern, knapp zweieinhalb Stunden von Banff in westlicher Richtung und entfernt. Revelstoke, ein Zwischenhalt, weil wir das Fuder „Autofahren“ nicht überladen wollten. Vera hat beim Recherchieren herausgefunden, dass Revelstoke ein Eisenbahnmuseum und eine knapp 30 Kilometer entfernt liegende Ghost Town hat. Auch preist die Homepage von Revelstoke ihre Downtown und ihre Freizeitmöglichkeiten an. So beschliessen wir, zwei Nächte in Revelstoke zu verbringen. Und ja, dann sind wir nach einer interessanten und abwechslungsreichen Fahrt über Lake Louise in Revelstoke gelandet. Einem Dorf, das man links liegen lassen würde, hätte man nicht ein Hotel gebucht …
Okay, Downtown Revelstoke kann man vergessen, wie wir am nächsten Tag sehen. Aber das Eisenbahnmuseum hat es in sich. Was dort gezeigt wird, ist Eisenbahngeschichte. Als British Columbia, die westlichste Provinz Kanadas, 1871 in die Konföderation aufgenommen werden sollte, versprach man, sie an die Eisenbahnlinie nach Osten anzubinden. Die grosse Herausforderung waren jedoch die Rocky Mountains.
Einen grossen Platz wird den chinesischen Arbeitern gewidmet. Sie wurden in San Francisco „eingekauft“ und nach Kanada geholt, um durch sie die schweren Arbeiten und die gefährlichen Sprengungen mit Dynamit erledigen zu lassen. Ihr Verdienst war halb so hoch, wie der der europäischen Immigranten. In Zelten mussten sie übernachten, wurden wegen Mangelernährung krank. Es ist nicht überliefert, wie viele Menschenleben der Bahnbau über die Rocky Mountains gekostet hat.
Wie bequem die Damen und Herren von Welt (und mit Geld) in der ersten Hälfte des 19 Jahrhunderts reisten, lässt einen staunen. Der Personenverkehr ist auf der transkontinentalen Route aber nebensächlich. Mit vielen Geschichten angereichert gibt die Ausstellung ein wertvollen Einblick in die Eisenbahnwelt Kanadas.
Auch aber nicht einzig ist die Eisenbahn präsent in der Three Valley Gap Ghost Town. Hotel, Werkstätten, verschiedene Läden, Bank, Gefängnis, Wahrsagerwagen und ein Haus der leichten Mädchen: auch das ist Revelstoke. Viele der Objekte waren bis vor wenige Jahrzehnte noch in Betrieb. Während die Apotheke und die Schneiderei einem ein Lächeln entlockt, der Coiffeurladen alte Erinnerungen weckt ist man spätestens beim Blick in die Zahnarztpraxis froh, leben wir im 2019 und nicht 50 Jahre früher.
Revelstoke war mehr als ein notwendiger Zwischenstopp. Auf dem Weg von den Rocky Mountains zum Pazifik ist der Besuch ein Muss.
More to come – stay tuned!