May I help you?

Noch berührt meine Hand den Türgriff nicht, da höre ich eine Stimme hinter mir: „May I help you?“ „Yes you can“, antworte ich freundlich in Richtung der Stimme und lächle. Ich habe in den letzten drei Wochen gelernt, Hilfe anzunehmen. Nicht, weil ich sie wirklich gebraucht hätte. Dienen und helfen scheint für viele Amerikaner und Kanadier selbstverständlich zu sein.

An dieser Stelle liessen sich unzählige Geschichten erzählen. War es das eine Mal eine alte Frau, die einem Quarter (Vierteldollar-Münze) schon fast nachhechtete, so war das andere Mal ein Junge, der mir die Lifttüre offen hielt, damit ich auch mitfahren konnte. Vielleicht hatte ich in den letzten Tagen einfach Glück. Vielleicht findet sich die Erklärung darin, dass ihre Art den Umgang mit Benachteiligten (egal welcher Art) vorurteils- und wertfrei ist. Jedenfalls habe ich diesen Eindruck gewonnen.

Allein im Rollstuhl in Amerika und Kanada zu reisen ist nicht unmöglich. Eine gute Reisevorbereitung ist wichtig. Mit wenig Gepäck zu reisen, ist von Vorteil. Zwei Städtereisen in Europa (Barcelona und Hamburg) waren gute Erfahrungen. Dass bei beiden Reisen Söhne von mir dabei waren, hat das „Erfahrungen sammeln“ erleichtert. Und mit jedem Trip wird der Erfahrungsschatz grösser. Ich gewinne an Sicherheit und lasse mich nicht aus der Ruhe bringen. Und zur Not kann ich ja auch um Hilfe fragen. Das war aber bisher nicht nötig.

In Bezug auf die Barrierefreiheit ist Amerika Europa und der Schweiz meilenweit voraus. Hier sind alle öffentlichen Gebäude mit einem Rollstuhl erreichbar. Türen sind genug breit und auch die Lifte bieten so viel Platz, dass Begleiter nicht auf den nächsten freien Lift warten müssen. Definitiv eine gute Erfahrung.