Durchhängen in Jasper

Nach den turbulenten Ereignissen der letzten Tage haben wir beschlossen, uns einen ruhigen Tag zu gönnen. Ob Jasper hierfür der richtige Ort ist? Gute Frage! Je nach Möglichkeiten der Ruhesuchenden, würde ich meinen.

Am Abend unserer Ankunft zählt uns die recht angestrengt wirkende Rezeptionistin (hat sie gerade das anstrengende Check-in mit den Koreanerinnen hinter sich?) alle Möglichkeiten von ihrem Hotel und Jasper auf:

Thermalbad — ich halte meinen Gipsarm hoch.

Naturpark — wir deuten auf Mr. Ed, den wir im Moment vor weiteren Strapazen bewahren wollen.

Massage — nicht einfach bei einem Spastiker oder einer Armbruchpatientin, die sich nur in Massage untauglichen Körperpositionen entspannen kann.

Das Gesicht der jungen Frau wird länger und länger und mündet schliesslich in ein mitleidiges Schulterzucken …

Wir geniessen den freien Tag auf unsere Weise: Ausschlafen, gemütliches Aufstehen. Das Frühstück im Hotel lassen wir sausen. Wir machen uns gegen Mittag auf den Weg ins Zentrum  von Jasper und halten Ausschau nach einer Gaststätte und einem Reisebüro, um zu essen und unsere Weiterreise nach Calgary zu organisieren.

Wider Erwarten wird auch dieses doch eher anspruchslose Unterfangen zu einem kleinen Abenteuer. Die ersten Restaurants, die noch nicht Saisonschluss haben, sind nur über mindestens drei Stufen erreichbar. Die ebenerdig zugänglichen bieten kantonesisches Essen oder die unvermeidlichen Burger an. Richtig, das ist unseren Geschmacksnerven heute nicht zuträglich.

Je weiter wir gehen, desto mehr zugängliche Souvenirs-Shops und Restaurants werden sichtbar. Wir wählen ein Pizza versprechendes Lokal aus. Die Wände sind orange gestrichen, einfache Holztische stehen planlos angeordnet im Raum. Hinter der Theke, mit Einblick in die Küche, steht eine junge Frau. Ihr Slang ist nur schwer verständlich, doch wir kommen zu allem, was wir brauchen: Wasser in roten Plastikbechern, Pizza auf Blechformen, Besteck aus einem Kasten an der Theke und Servietten aus dem Behälter auf dem Tisch. Die Pizza schmeckt und wir sitzen im Warmen, was wollen wir mehr!

Aufgewärmt suchen wir das Reisebüro. Hier bekommen wir die Auskunft, dass zwar ein Bus nach Calgary fahre, dass dieses Büro jedoch erst die Fahrten ab 1. November organisiere. Das jetzt im Oktober zuständige habe aber schon Saisonschluss! Diese Info provoziert bei uns erst lange Gesichter, dann schallendes Gelächter.

Zurück im Hotel betrauen wir Derek, den jungen und aufgeschlossenen Herrn an der Reception mit der Aufgabe, unsere Reise nach Calgary zu organisieren. Der einfachere Weg zum Ziel. Obwohl, uns gefallen die abenteuerlichen meistens besser!

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