Toronto

Wir sind gespannt und neugierig auf diese Weltstadt, die grösste Stadt Kanadas. In ihr und ihren Agglomerationen wohnen über sechs Millionen Menschen, also fände hier fast die ganze Schweizer Bevölkerung ein Zuhause.

An der Union Station, dem Zentralbahnhof von Toronto, steigen wir aus dem Taxi. Da wir das Frühstück wieder einmal verschlafen haben (durch die späte Flugankunft wurde auch die Bettzeit nach hinten verschoben), machen wir uns auf die Suche nach einer Essgelegenheit.

Beim ersten Fussgängerstreifen werden wir fast von der entgegenkommenden Menschenmenge überrannt. Wie ging es doch in Vancouver und Calgary gemütlich zu! Ein Polizist sorgt für einen einigermassen geordneten Ablauf der Blech- und Menschenlawinen. Unser Trio ist ziemlich überfordert mit diesen eiligen und rücksichtslosen Menschen hier. Wir flüchten in einen Food Court, verlaufen uns erst auf der Suche nach einem Lift für Christoph und Mr. Ed, finden aber schliesslich mit Hilfe einer Geschäftsangestellten, was wir wollen.

Bald ist es Zeit, die Scotiabank Arena zu suchen. Es ist nicht schwierig, brauchen wir doch nur den Toronto Maple Leafs Fans in ihren blauen Eishockey-Shirts zu folgen. Ja, ganz genau! An diesem Abend besuchen wir das NHL-Spiel Toronto-Los Angeles. Und wer jetzt denkt, ich sei ein Eishockey-Fan liegt falsch. Christoph ist der Begeisterte, spielte er doch früher selber Eishockey, und ein Kanadisches Spiel live mitzuerleben, ist ein grosser Wunsch von ihm. Ich lasse mich gerne auf Neues ein und dieses Spiel verspricht ein Spektakel zu werden. Ich werde auf professionelle Art in die Kanadische Art des Eishockeyspiels eingeweiht. Es macht auch mir Greenhorn Spass, diese Show zu verfolgen, bei der Eishockey eher eine Begleiterscheinung bleibt. Ein toller Abend!

Am nächsten Morgen werden unsere Ausflugspläne wegen Mr. Ed durchkreuzt. Nein, nein, keine Sorge, er ist stabil und funktionstüchtig! Aber der Bus, der uns zu den Niagara Falls hätte mitnehmen sollen, ist für Mr. Ed nicht zugänglich. Tja, auch hier im rollstuhlfreundlichen Kanada gibt es noch unüberwindbare Hindernisse. Wir drei können aber gut leben damit und beschliessen stattdessen eine Sightseeingtour im Bus zu machen. Das Sightseeing beginnt schon auf dem Weg in die Stadt. Wir fahren mit Bus und Zug, fahren durch Aussenquartiere, die Touristen wohl sonst kaum zu Gesicht bekommen. Schäbige Wohnblocks, arabische und afrikanische Bewohnerinnen und Bewohner im Bus und unterwegs. Ich fühle mich hier als Exotin und fehl am Platz. Und ich staune einmal mehr über die Gegensätzlichkeiten Kanadas. Obwohl es diese Gegensätze auch bei uns gibt. Hier kommt sie mir einfach augenfälliger vor.

Doch nun zu unserer Bustour durch Toronto. Den roten Doppeldecker finden wir schnell. Hinter dem Steuer sitzt Vader Abraham (Christoph nennt ihn so!): zuerst fällt mir der hellgrüne Turban auf, darunter blitzen Augen hinter einer runden Nickelbrille, dann der lange, weisse Bart. Jeder Nikolaus würde neidisch. Darunter eine knallrote Arbeitsjacke, in der gleichen Farbe wie der Bus. Sein Fahrstil ist wohl den Möglichkeiten des eher altertümlichen Fahrzeuges angepasst. Es rumpelt und quietscht und holpert und ruckt…

Aber wir bekommen eine Menge von Toronto zu sehen und erfahren Etliches über die Geschichte der Stadt: Handelsstadt im 19. Jahrhundert, zwei Brände im 20. Jahrhundert, die die halbe Stadt zerstörten. Unterschiedlichste Quartiere, ursprüngliche Häuser, Chinatown, Konzerthallen, modernste Museen und ein riesiges Schloss, mit einer Stilmischung aus europäischen Vorbildern. Nach zwei Stunden steigen wir reich an Eindrücken an der Habourfront aus. Ja, richtig, wir sind wieder einmal hungrig. Ein tolles Lokal wartet auf uns: Amsterdam Brew House. Eine alte Bierbrauerei, in der es nebst Bier auch feinen Lachs zu essen gibt.

Auf dem Weg zurück ins Hotel machen wir noch bei einem Billett-Schalter in der Union Station Halt. Mit Mr. Ed kann man nicht einfach schnell ein Bahnticket lösen. Er verlangt eine Sonderbehandlung und viel Geduld der Bahnfrau und von uns. Aber wir brauchen ihn ja, deshalb nehmen wir solches gerne in Kauf.

Etwas Gutes hat ja mein gebrochenes Handgelenk schon gebracht: Wir entdecken die öffentlichen Verkehrsmittel und sehen und erleben vieles, das wir mit dem Auto verpasst hätten. Die Tickets sind übrigens für die Zugfahrt nach Kingston gedacht, die nächste Stadt, die wir entdecken wollen.

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One thought on “Toronto

  1. Hoffentlich habt ihr beim NHL Match die richtigen Farben getragen.
    Eure Bericht sind einfach toll. Ich folge eurer Reise gerne virtuel und auf dem Atlas.
    Viel Spass weiterhin euch Dreien.
    Liebe Grüsse, This.

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