Christoph: Drei Wochen Kanada. Drei Wochen mit vielen Erlebnissen. Solche die man gerne hat und solche, die man gerne auslassen würde. Aber die positiven wie negativen gehören zum Leben. Die Frage am Schluss ist, wie man damit umgeht. Irgendwie geht es immer weiter. In unserer Reisezusammensetzung muss man eh gewappnet sein. Dass aber gleich so viele Ereignisse unsere Flexibilität fordern, damit haben wir nicht gerechnet.
Vera: Wie ich in meiner Mail mit der Einladung zum Mitreisen via Blog erwähnte, bin ich ja mit zwei Herren unterwegs. Jeder der Beiden bringt unterschiedliche Voraussetzungen mit, die mich mal unterhalten, mal aber auch recht fordern. Das Blatt hat sich mit meinem Unfall ziemlich gewendet. Nun war ich nicht mehr die vollständig Einsetzbare, sondern zeitweise auch auf Hilfe angewiesen. Doch aufgeben war für mich keine Option und die beiden Herren bewiesen grosse Fähigkeiten, mit der neuen Situation umzugehen. Die neuen Umstände spornten unser Team an, und wir sind inzwischen Meister im Zusammenspiel bei Alltagsverrichtungen, Transfers in Taxis oder Züge, Stadterkundigungen und vielem mehr. Was das Schöne daran ist, es ist zwar alles aufwändiger (bis Christoph und ich am Morgen bereit sind, vergehen zwei Stunden) und anstrengender, aber wir erleben so viele komische Situationen, dass wir zwischendurch noch mehr Zeit verlieren mit über uns und die Situationskomik zu lachen.
Ich denke, die Umstände haben uns eine aussergewöhnliche und erlebnisreiche Reise beschert, die wir respektive ich nie so geplant hätte(n). Wir hätten Kilometer abgespult, hätten Tausende Autos gekreuzt. Aber hätten wir auch all die Kleinigkeiten entdeckt? Wäre unser Blick nicht ausschliesslich nach vorne gerichtet gewesen?
Da wir nicht wissen wie es andersrum gewesen hätte sein können, konzentriere ich mich auf das, was ist und war. Wir erlebten vieles erst dank meines Unfalls. Ein Pfleger in der Emergency in Victoria erzählte mir von seiner Grosstante in Schaffhausen. Dank Mr. Eds Notfall lernten wir tolle Menschen in Jasper kennen, die uns mit ihrer Herzlichkeit unvergessen bleiben werden. Eigentlich wandelte sich mein Unfall zum Glücksfall (abgesehen von den Schmerzen und der Umständlichkeit), und wir von Pechvögeln zu Glückspilzen.
Samstagmorgen, 27. Oktober 2018, 8:25 Uhr. Gemäss Flugplan wären wir seit einer halben Stunde in Zürich. Technische Probleme am Flugzeug haben den Abflug um eineinhalb Stunden verzögert. Die Verspätung hat aber auch etwas Positives: den Sonnenaufgang hoch über den Wolken. Ein Sonnenaufgang, der uns zeigt, die Erde dreht sich weiter, auch wenn man selber das Gefühl hat, sie stehe still.
Flugzeuge gehören nicht zu meinen bevorzugten Fortbewegungsmitteln. Doch konnte ich diesem Flug von Toronto zurück in die Schweiz etwas abgewinnen: den Mond und das Sternbild Orion in über 11’000 Metern über einem unendlich weiten Wolkenmeer scheinen zu sehen, ist ein besonderes Erlebnis. Und die aufgehende Sonne am Wolkenhorizont lässt mich einmal mehr über das Wunder Erde staunen. Ein neuer Teil dieser Erde durften wir, Christoph, Mr. Ed und ich, gemeinsam entdecken und uns an Vielem erfreuen und über Manches staunen. Dafür sind wir sehr dankbar und werden diese drei Wochen kanadisches Abenteuer nie vergessen.