Das waren sie nun, die 16 Tage Dänemark und Schweden. 1357 km Autofahrt, sechs Unterkunftsorte und ungezählte Erlebnisse und Eindrücke. Erstes Fazit: es hat sich gelohnt!
Vor meiner etwas ausführlicheren Rückschau will ich hier noch erwähnen, dass es meine erste Reise im Rollstuhl war, die ich von einem Reisebüro organisieren liess. Die letzten Trips habe ich selber geplant und gebucht. An Reiseerfahrung fehlt es mir weder als Fussgänger noch als Rollstuhlfahrer.
Aus Sicht eines tetraplegischen MS-Patienten hat die Reise denkbar schlecht begonnen. Bereits am ersten Ort nicht die erwartete Hotelinfrastruktur anzutreffen, und das notabene um Mitternacht, ist nicht einfach nur ärgerlich. Hätte ich nicht extra drei Wochen vorher nochmals nachgefragt, dann hätte ich eine teilweise Schuld bei mir suchen müssen.
Die unsägliche Reaktion der Reisebüroberaterin auf meine geharnischte nächtliche E-Mail aus Kopenhagen führe ich auf mangelndes Wissen zurück. Ein Rollstuhlfahrer kann nicht einfach mal schnell aufstehen, den Rollstuhl unter den Arm nehmen und das Problem fehlender rollstuhlgängiger Toiletten lösen. Der Rollstuhl ersetzt unsere Beine und müssen durch die Türe passen. Punkt!
Die Ersatzunterkunft in Kopenhagen war sehr gut, die weiteren Unterkünfte ebenfalls. Vor Brösarp wurden wir vorgewarnt, dass das Hotel knapp tauglich sei. Die Befürchtung, dass es schwierig werden würde, bewahrheitete sich nicht. Das Ambiente, die Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der Gastgeber muss man erlebt haben. Für alles gab es Lösungen.
Bungalows in Hestra und im Tiveden Nationalpark perfekt, die grossen Hotelanlagen in Grebbestad und Stockholm gut. Das Hotel in Stockholm lag zudem supernahe zur Autovermietung, zum Bahnhof und zur Stadt. Dass die rollstuhlgängigen Hotelzimmer nicht immer den besten Ausblick haben, ist das Los von Rollstuhlfahrern. aber man will ja auch nicht den ganzen Tag im Zimmer bleiben. Darum ist dieser Punkt nicht so wichtig.
Dänemark und Schweden haben den Ruf, rollstuhlfreundlich zu sein. Dies kann ich mit einem kleinen Abstrich absolut bestätigen. Der kleine negative Punkt sind die Ausflugsboote in Kopenhagen und Stockholm. Die sind schlichtweg nicht erreichbar für Rollstuhlfahrer. Alternative Angebote habe ich nicht gefunden. Aber auch so gab es für mich in beiden Städten viel zu entdecken.
Klar, viele Restaurants sind nicht erreichbar für Rollstuhlfahrer. Aber das kennt man auch aus der Schweiz. Und wegen eines Rollstuhlfahrers pro Woche ein Restaurant im Keller rollstuhlgängig zu machen, macht nicht Sinn. Hier ist halt auch das Akzeptieren der Situation notwendig.
Die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit Rollstuhlfahrern gegenüber ist in Dänemark und Schweden vorbildlich. Nach meinen vielen Reisen weiss ich sehr wohl zu unterscheiden, ob es eine mitleidige Freundlichkeit ist oder eine ehrlich gemeinte. Und für diese beiden Länder gilt ganz klar: ehrliche Freundlichkeit!
Diese Reise war sowohl aus körperlicher als auch geistiger Sicht herausfordernd. Im Gegensatz zu meiner letzten Reise 2019 in die USA und nach Kanada ist meine körperliche Situation massiv schlechter. Vor vier Jahren bezeichnete ich mich als paraplegischer MS-Patient, der vieles noch selbstständig erledigen konnte. Bei dieser Reise nun war ich stark abhängig von meiner Begleitung. Es ist toll und ich bin dankbar, wie gut ich umsorgt wurde.
Mr. Ed on tour, die vierte Reise mit Blog, macht nun wieder etwas Pause. Wohin die nächste Reise gehen wird, steht im Moment noch in den Sternen. Norwegen, Irland, Hurtigrouten, Costa Rica – es gäbe noch so viele Reiseziele.
Und zum Schluss noch die Namensgebung für meinen Rollstuhl. Danke für die vielen Ideen. Spannend, welche Vorschläge uns erreichten. Die Wahl ist nicht einfach. Weil Vera und ich wohl auch auf unserer nächsten Reise blogaktiv sein werden, muss der Name auch etwas für die Geschichten hergeben. Und da fallen dann leider viele Vorschläge raus.
Vera hat in einem ihrer Beiträge berichtet, dass wir am Eingang eines britischen Königshaus-Fanshop von Queen Elizabeth II zum Tee geladen wurden. Was liegt nun also näher, als dem Thronfolger von Mr. Ed das „II“ anzuhängen. Zumal der neue Rollstuhl ähnliche Attitüden zeigt wie sein Vorgänger. Darum: Mach’s gut Mr. Ed und willkommen Mr. Ed II !
More to come soon. Stay tuned!