Menschen

Drei Wochen reisen in zwei mir recht fremden Ländern bringt neue Eindrücke, spannende Erlebnisse und viele Begegnungen mit Menschen mit sich. Ich mag Menschen, begegne ihnen offen, beobachte sie sehr gerne. Normale Menschen wie du und ich gibt es auch in San Francisco oder Kanada zuhauf. Doch gibt es auch diejenigen, die durch ihr Äusseres oder durch ihr Verhalten auffallen. Wie schnell fällen wir doch Vorurteile? Auch ich ertappe mich immer wieder dabei. Wenn ich es bemerke, versuche ich jeweils hinter die jeweilige menschliche Fassade zu blicken, den Menschen als Mensch zu sehen und nicht als Unikum, Flegel, Tollpatsch oder was auch immer.

Auf unserer Reise sind wir ganz unterschiedlichen Menschen begegnet:

Da war der „rasende“ Assistent im Flughafen San Francisco, der durch ein Missverständnis zum Raser wurde, der dies aber so vollkommen machte trotz seiner offensichtlichen Körperbehinderung.

Im Rocky Mountaineer sass ein amerikanisches Paar vor uns. Sie schien interessiert und kommunizierte mit den Mitreisenden. Er verkroch sich buchstäblich unter einer Decke und verschlief so die Reise von Vancouver nach Whistler. Zum Essen tauchte er aus seinem „Zelt“ auf, danach verkroch er sich wieder. Uns als interessierte Reisende mutete dies sehr seltsam an und sein Verhalten belächelten wir. Doch was steckte dahinter? Wirklich Desinteresse? Machte er die Reise seiner Frau zuliebe? War er krank? Ich weiss es nicht. Doch denke ich, dass er seine Gründe gehabt haben wird.

In Quesnel wurden wir vorgewarnt, dass die Menschen sehr neugierig gegenüber Fremden seien. Der erste Taxifahrer war ein junger, griesgrämiger Typ, der in seinem Wagen sitzenblieb und sich, ausser dass er uns zum richtigen Hotel fuhr, überhaupt nicht um uns kümmerte. Ob er genug hatte vom ganzen Tag? Ob er einen mühsamen Abend zuhause vor Augen hatte oder eine Magenverstimmung? Wir liessen ihn mit einem Thank you und Bye ziehen.

Völlig gegensätzlich begegnete uns der Desk Manager des Hotels. Er wollte wissen, was für ein Schwergewicht (SwissTrac) er aus dem Bus gehievt hatte und wie diese Maschine funktioniere. Als ich ihn später nach einer Roll-in shower fragte, gab er mir ganz beflissen zur Antwort, keines der Hotels in der Stadt habe eine solche Dusche. Dafür war er sehr zuvorkommend, als ich ihn um einen Duschstuhl bat. Er führte mich in einen überstellten Keller, zeigte mir den riesigen, aber stabilen Stuhl und liess es sich nicht nehmen, mich in unser Zimmer zu begleiten und mir den Stuhl zu demonstrieren. Mit erhobenem Kinn und pfeifend verliess er dann unser Zimmer. Mit schwungvollem Gang, der irgendwie nicht ganz zu seiner Körperfülle passte. Ein Original, das seinen Job sehr ernst nimmt und sich uns gegenüber sehr hilfsbereit zeigte. Wir denken dank ihm gerne an unseren Aufenthalt in Quesnel zurück.

Wir sind durch Mr. Ed und dem SwissTrac unzähligen neugierigen, interessierten und herzlichen Menschen begegnet. Immer wieder wurde Christoph auf sein Gefährt angesprochen, viele haben einen behinderten Verwandten oder Bekannten oder fanden Christophs Duo einfach nur genial, super, grossartig…

Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft ist ein Kennzeichen der Kanadier. Überall, wo wir auftauchten, boten uns Menschen ihre Hilfe an. Wer mich beim Ausladen von SwissTrac und Mr. Ed beobachtete, war schnell zu Stelle und wollte helfen.

Kanada ist ein Land mit verschiedensten Kulturen und somit auch mit den verschiedensten Ausprägungen der Menschen. Durch die Immigration im 19. Jahrhundert, die mit dem Kanadischen Bahnbau einherging, fassten die asiatischen Kulturen hier stark Fuss. Somit begegneten uns sehr viele Asiaten, die sich durch ihr Handeln, ihre Kleider und ihr fehlenden iPhones mit Selfiestick deutlich von ihren Landsleuten, die als Touristen unterwegs sind, unterscheiden.

Wenn man reist wie wir, mit Flugzeug, Bahn und Auto, unterwegs in Hotels übernachtet, kommt mit man nicht um menschliche Kontakte herum.

Neben den vielen eindrücklichen Landschaften werden mir vor allem die Menschen von Kanada, ihre Geschichte, ihr Überlebenswille, ihr Humor, ihre Herzlichkeit und Freundlichkeit in Erinnerung bleiben. Sie machen ihr Land lebendig und tragen es im Herzen. Etwas davon werde ich mit grosser Dankbarkeit zurück in meinen Schweizer Alltag mitnehmen.