Kopenhagen vom Schiff aus

Um eine Stadt in möglichst kurzer Zeit zu entdecken und mit Informationen zu ihrer Geschichte und Kultur eingedeckt zu werden, gibt es zwei Möglichkeiten: Hop-on, hop-off im Bus oder in Städten mit Flüssen oder Kanälen eine Stadtrundfahrt per Schiff. Da Kopenhagen, ähnlich wie Amsterdam, mit Kanälen durchzogen ist, habe ich schnell entschieden. Eine Schifffahrt muss es sein. Leider sind die Schiffe für Rollstuhlfahrer wie Christoph nicht zugänglich. Sie liegen flach im Wasser, damit sie unter den niedrigen Brücken durchkommen, sind fest bestuhlt, so dass für einen Rollstuhl kein Zugang und kein Platz ist. Christoph hat eine solche Schiffsrundfahrt zum Glück schon vor zehn Jahren gemacht, als er noch ohne Rollstuhl unterwegs war. So ist mein schlechtes Gewissen beruhigt. Vor allem da Christoph den Plan verfolgt, den Crêpes-Stand von vor zehn Jahren zu suchen und sich eine seiner heiss geliebten Crêpes zu gönnen. Bananen-Nutella müsste es sein, genau so wie vor zehn Jahren. Ob er wohl fündig wird? Ich habe da so meine Zweifel!

Ich drängle mich durch die Menschenmassen im Nyhaven, stehe für mein Ticket an und steige schliesslich in das flache Schiff, von wo aus man das Wasser leicht berühren könnte. Pünktlich um 14.15 Uhr legt der Kapitän ab. Der Reiseführer warnt uns vor den niedrigen Brücken, die seien hart und würden unseren Köpfen nicht gut bekommen. Auch sollen wir nicht mit den Fingern die Decken der Brücken berühren. Diese seien sehr schmutzig und klebrig und die Brückenmauern seien immer stärker als unsere Finger … Schon fahren wir unter der ersten Brücke durch, instinktiv zieht man den Kopf ein, obschon ca. 20 cm Platz zwischen Brückenbogen und Kopf bleibt. Aber nach dieser Vorwarnung sind alle Passagiere vorsichtig.

Wir verlassen den Nyhaven und fahren in die Meeresbucht hinaus, vorbei an der modernen Oper. Sie hat ein flaches Dach, das ans KKL in Luzern erinnert. Von diesem Dach springen im Sommer waghalsige Jugendliche ins Meer. «Just for fun», wie der Führer erzählt. Wir fahren weiter raus, die früheren Kasernen der Königlichen Armee ziehen vorbei, weiter hinten sieht man einen hohen Kamin neben einem modernen, abgeschrägten Bau. Das sei die Abfallverbrennungsanlage, die gleichzeitig ein Freizeitzentrum fürs Fassadenklettern und fürs Skifahren während des ganzen Jahres sei. Erstaunlich, wie die Dänen es schaffen, das Nützliche mit dem Vergnügen zu verbinden.

Wir nähern uns dem anderen Ufer der Bucht und eine Menschenansammlung wird sichtbar. Was da wohl zu sehen ist? Wohin pilgern alle, die nach Kopenhagen kommen? Richtig, zu der kleinen Meerjungfrau. Klein wirkt sie wirklich, wie sie auf einem Felsen im Wasser unweit des Ufers sitzt. Gerade weit genug, damit sich nicht alle trauen zu ihr auf den Felsen zu klettern, sie aber doch fotografieren können. Eigentlich wollte ich diese Statue auch besuchen. Doch jetzt, da ich die Menschenmenge sehe, begnüge ich mich mit der berühmten Rückenansicht. Irgendwie tut mir diese Kunstwerk fast leid. Die kleine Meerjungfrau wurde 1921 erschaffen, Modell standen die Geschichte von Hans Christian Anderson und eine Balletttänzerin. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Jungfrau zweimal geköpft und ein Stück aus ihrem Arm entfernt. In der Stadt findet man Ansichtskarten mit ihr als Sujet vor kitschigen Sonnenuntergängen oder zwischen überdimensionierten Schwänen. Ich für mich verstehe nur zu gut, weshalb die kleine Meerjungfrau so betrübt und wehmütig ans Ufer mit den fotografierenden und betatschenden Touristen schaut.

Weiter geht die Fahrt an den königlichen Palästen vorbei, durch ein holländisches Quartier, das von den Holländern zur Zeit des Seehandels mit Indien erbaut wurde. Fährt man durch diesen Kanal, wähnt man sich einmal mehr in Amsterdam. Zum Schluss fährt unser Schiff vor dem riesigen Glasbau der Staatsbibliothek durch, sie sei europaweit die grösste Bibliothek. Dann ist da noch das alte Haus, in dem die Familien der königlichen Soldaten im Mittelalter gratis hochgradigen Alkohol beziehen konnten. Damit sollten die Familien, auch die Kinder, vor den Colibakterien und vor Cholera geschützt werden. Ob wohl deshalb der Alkohol in Dänemark heutzutage so teuer ist? Um dem übermässigen Desinfektionsbedürfnis entgegenzuwirken? Darüber hat uns der Führer nichts erzählt.

Die Fahrt endet wieder im berühmten Nyhaven. Den Nachmittag verbringen wir im «Holländischen Quartier», das durch grosszügige Promenaden, ruhige Strassen und architektonische Vielfalt besticht. Über eine der vielen Velobrücken gehen wir zurück zum Hotel, voll neuer Eindrücke und mit dem Wissen, dass Kopenhagen viel und noch viel mehr zu bieten hat.

More to come. Stay tuned!

Ich bin verärgert!!!

(Fortsetzung von «Heute wird nicht viel passieren»)

Das war der erste Satz in meiner E-Mail an unser Reisebüro in der Schweiz, die ich morgens um 2 Uhr in mein iPhone tippte. Ich brauchte klare Worte und stellte meine Forderung unmissverständlich. Ich wäre vermutlich nicht so hart in meiner Wortwahl gewesen, hätte ich nicht drei Wochen vor der Reise extra und ausdrücklich nochmals beim Reisebüro betreffend rollstuhlgerechten Unterkünften nachgefragt und bestätigt bekommen, dass die Vor-Ort-Agentur dies versicherte.

Am Morgen meldete sich das Schweizer Reisebüro und entschuldigte sich erstmal und stellte eine Lösung in Aussicht. Beim Frühstück haben Vera und ich dann von einem Hotelmanager erfahren, dass das ganze Hotel weder über Zimmer für Rollstuhlfahrer verfügte noch eine rollstuhlgängige Toilette hätte. Der nächste Anruf aus der Schweiz brachte mein Blut in Wallung, die Ferienstimmung auf den Nullpunkt und mein Kampfwillen in Höchstform. Ich soll mir ein Restaurant mit einer Rollstuhltoilette suchen, das Reisebüro würde gegen Quittung das Frühstück erstatten und sie hätten ein Hotel mit einem teilweise rollstuhlgerechten Zimmer. Die eigentlichen Rollstuhlzimmer seien leider alle besetzt, da gerade eine Gruppe Rollstuhlfahrer eingecheckt hätte.

Hä?!

Einmal mehr war ich froh um meine Schlagfertigkeit und meinen Durchsetzungswillen. Mich mit dieser Lösung abspeisen zu lassen, kam für mich nicht in Frage. Ich hatte schon von Anfang ab bei den Verhandlungen fürs Angebot davon gesprochen, der Preis spiele eine untergeordnete Rolle. Für mich als tetraplegischer Rollstuhlfahrer muss es machbar sein.

Wir hatten das Frühstück inzwischen durch und harrten der Dinge, die kommen sollten. Um 11.32 Uhr war es soweit, am Telefon wurde mir eine neue Unterkunft angegeben. Eineinhalb Stunden später waren wir dort und durften zufrieden zur Kenntnis nehmen, dass unsere Bedürfnisse nun erfüllt sind. Die Ferien konnten mit Verspätung beginnen.

More to come. Stay tuned!

On a rainy day in Vancouver

Unser letzter Tag in Vancouver. Der Vormittag kündet sich wolkenverhangen an. Für den Nachmittag sind starke Regenfälle vorhergesagt. Wir wollen Granville Island, ein Kultur- und Einkaufsviertel besuchen. Wenig Kultur, viel Einkauf.

Im Oktober letzten Jahres war nicht mehr viel los. Wir konnten damals nur unsere Nasen an den geschlossenen Türen platt drücken und versuchen, Einblicke zu erhaschen. Diesmal ist es offen, so dass wir Eindrücke gewinnen können. Die Einkaufshallen sind ordentlich gefüllt, aber man merkt gut, dass die Saison zu Ende geht. Nicht nur die Rabattschilder deuten darauf hin.

Das Wetter wird grusliger und wir sind froh, in die Markthallen eintauchen zu können. Während dem Trinken eines Kaffees lässt sich das Treiben beobachten. Hier eine Verkäuferin, die mangels Kundschaft gelangweilt im Internet surft, dort ein Stand mit frischen Salaten und Säften. Es sind Chinesinnen, die fleissig am Arbeiten sind. Kundschaft haben sie keine, aber sind dauernd beschäftigt. Schnell wird klar, warum sie so fleissig sind: Ein Etage höher ist ein als Mitarbeiterraum deklarierter Ort, von wo sie überwacht werden. Die „Überwacher“ wechseln sich fleissig ab. Während die chinesische Dame pünktlich wie eine Schweizer Uhr alle fünf Sekunden einen Kontrollblick über den Stand schweifen lässt, nehmen es die Herren nicht so genau. Einer zieht gleich sein Mittagsschläfchen ein.

Interessant ist auch das Beobachten der Marktbesucher. Die einen scheinen mit Freude dabei zu sein, andere wurden wohl mit mehr oder weniger Druck hierher gelotst. Gekauft wird nicht viel. Und wenn dann oft Lebensmittel, die sie schon kennen. Deutsche Touristen sind sofort erkennbar: ihre Blicke richten sie direkt auf Bier und Wurst.

Anyway, der Marktbesuch hat sich gelohnt. Erlebt haben wir viel und während des Marktbesuchs blieben wir trocken. Das änderte sich dann auf dem Weg zurück ins Hotel …

More to come – stay tuned!

Menschen

Drei Wochen reisen in zwei mir recht fremden Ländern bringt neue Eindrücke, spannende Erlebnisse und viele Begegnungen mit Menschen mit sich. Ich mag Menschen, begegne ihnen offen, beobachte sie sehr gerne. Normale Menschen wie du und ich gibt es auch in San Francisco oder Kanada zuhauf. Doch gibt es auch diejenigen, die durch ihr Äusseres oder durch ihr Verhalten auffallen. Wie schnell fällen wir doch Vorurteile? Auch ich ertappe mich immer wieder dabei. Wenn ich es bemerke, versuche ich jeweils hinter die jeweilige menschliche Fassade zu blicken, den Menschen als Mensch zu sehen und nicht als Unikum, Flegel, Tollpatsch oder was auch immer.

Auf unserer Reise sind wir ganz unterschiedlichen Menschen begegnet:

Da war der „rasende“ Assistent im Flughafen San Francisco, der durch ein Missverständnis zum Raser wurde, der dies aber so vollkommen machte trotz seiner offensichtlichen Körperbehinderung.

Im Rocky Mountaineer sass ein amerikanisches Paar vor uns. Sie schien interessiert und kommunizierte mit den Mitreisenden. Er verkroch sich buchstäblich unter einer Decke und verschlief so die Reise von Vancouver nach Whistler. Zum Essen tauchte er aus seinem „Zelt“ auf, danach verkroch er sich wieder. Uns als interessierte Reisende mutete dies sehr seltsam an und sein Verhalten belächelten wir. Doch was steckte dahinter? Wirklich Desinteresse? Machte er die Reise seiner Frau zuliebe? War er krank? Ich weiss es nicht. Doch denke ich, dass er seine Gründe gehabt haben wird.

In Quesnel wurden wir vorgewarnt, dass die Menschen sehr neugierig gegenüber Fremden seien. Der erste Taxifahrer war ein junger, griesgrämiger Typ, der in seinem Wagen sitzenblieb und sich, ausser dass er uns zum richtigen Hotel fuhr, überhaupt nicht um uns kümmerte. Ob er genug hatte vom ganzen Tag? Ob er einen mühsamen Abend zuhause vor Augen hatte oder eine Magenverstimmung? Wir liessen ihn mit einem Thank you und Bye ziehen.

Völlig gegensätzlich begegnete uns der Desk Manager des Hotels. Er wollte wissen, was für ein Schwergewicht (SwissTrac) er aus dem Bus gehievt hatte und wie diese Maschine funktioniere. Als ich ihn später nach einer Roll-in shower fragte, gab er mir ganz beflissen zur Antwort, keines der Hotels in der Stadt habe eine solche Dusche. Dafür war er sehr zuvorkommend, als ich ihn um einen Duschstuhl bat. Er führte mich in einen überstellten Keller, zeigte mir den riesigen, aber stabilen Stuhl und liess es sich nicht nehmen, mich in unser Zimmer zu begleiten und mir den Stuhl zu demonstrieren. Mit erhobenem Kinn und pfeifend verliess er dann unser Zimmer. Mit schwungvollem Gang, der irgendwie nicht ganz zu seiner Körperfülle passte. Ein Original, das seinen Job sehr ernst nimmt und sich uns gegenüber sehr hilfsbereit zeigte. Wir denken dank ihm gerne an unseren Aufenthalt in Quesnel zurück.

Wir sind durch Mr. Ed und dem SwissTrac unzähligen neugierigen, interessierten und herzlichen Menschen begegnet. Immer wieder wurde Christoph auf sein Gefährt angesprochen, viele haben einen behinderten Verwandten oder Bekannten oder fanden Christophs Duo einfach nur genial, super, grossartig…

Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft ist ein Kennzeichen der Kanadier. Überall, wo wir auftauchten, boten uns Menschen ihre Hilfe an. Wer mich beim Ausladen von SwissTrac und Mr. Ed beobachtete, war schnell zu Stelle und wollte helfen.

Kanada ist ein Land mit verschiedensten Kulturen und somit auch mit den verschiedensten Ausprägungen der Menschen. Durch die Immigration im 19. Jahrhundert, die mit dem Kanadischen Bahnbau einherging, fassten die asiatischen Kulturen hier stark Fuss. Somit begegneten uns sehr viele Asiaten, die sich durch ihr Handeln, ihre Kleider und ihr fehlenden iPhones mit Selfiestick deutlich von ihren Landsleuten, die als Touristen unterwegs sind, unterscheiden.

Wenn man reist wie wir, mit Flugzeug, Bahn und Auto, unterwegs in Hotels übernachtet, kommt mit man nicht um menschliche Kontakte herum.

Neben den vielen eindrücklichen Landschaften werden mir vor allem die Menschen von Kanada, ihre Geschichte, ihr Überlebenswille, ihr Humor, ihre Herzlichkeit und Freundlichkeit in Erinnerung bleiben. Sie machen ihr Land lebendig und tragen es im Herzen. Etwas davon werde ich mit grosser Dankbarkeit zurück in meinen Schweizer Alltag mitnehmen.

Revelstoke? – Revelstoke!

Revelstoke, ein Dorf mit 7500 Einwohnern, knapp zweieinhalb Stunden von Banff in westlicher Richtung und entfernt. Revelstoke, ein Zwischenhalt, weil wir das Fuder „Autofahren“ nicht überladen wollten. Vera hat beim Recherchieren herausgefunden, dass Revelstoke ein Eisenbahnmuseum und eine knapp 30 Kilometer entfernt liegende Ghost Town hat. Auch preist die Homepage von Revelstoke ihre Downtown und ihre Freizeitmöglichkeiten an. So beschliessen wir, zwei Nächte in Revelstoke zu verbringen. Und ja, dann sind wir nach einer interessanten und abwechslungsreichen Fahrt über Lake Louise in Revelstoke gelandet. Einem Dorf, das man links liegen lassen würde, hätte man nicht ein Hotel gebucht …

Okay, Downtown Revelstoke kann man vergessen, wie wir am nächsten Tag sehen. Aber das Eisenbahnmuseum hat es in sich. Was dort gezeigt wird, ist Eisenbahngeschichte. Als British Columbia, die westlichste Provinz Kanadas, 1871 in die Konföderation aufgenommen werden sollte, versprach man, sie an die Eisenbahnlinie nach Osten anzubinden. Die grosse Herausforderung waren jedoch die Rocky Mountains.

Einen grossen Platz wird den chinesischen Arbeitern gewidmet. Sie wurden in San Francisco „eingekauft“ und nach Kanada geholt, um durch sie die schweren Arbeiten und die gefährlichen Sprengungen mit Dynamit erledigen zu lassen. Ihr Verdienst war halb so hoch, wie der der europäischen Immigranten. In Zelten mussten sie übernachten, wurden wegen Mangelernährung krank. Es ist nicht überliefert, wie viele Menschenleben der Bahnbau über die Rocky Mountains gekostet hat.

Wie bequem die Damen und Herren von Welt (und mit Geld) in der ersten Hälfte des 19 Jahrhunderts reisten, lässt einen staunen. Der Personenverkehr ist auf der transkontinentalen Route aber nebensächlich. Mit vielen Geschichten angereichert gibt die Ausstellung ein wertvollen Einblick in die Eisenbahnwelt Kanadas.

Auch aber nicht einzig ist die Eisenbahn präsent in der Three Valley Gap Ghost Town. Hotel, Werkstätten, verschiedene Läden, Bank, Gefängnis, Wahrsagerwagen und ein Haus der leichten Mädchen: auch das ist Revelstoke. Viele der Objekte waren bis vor wenige Jahrzehnte noch in Betrieb. Während die Apotheke und die Schneiderei einem ein Lächeln entlockt, der Coiffeurladen alte Erinnerungen weckt ist man spätestens beim Blick in die Zahnarztpraxis froh, leben wir im 2019 und nicht 50 Jahre früher.

Revelstoke war mehr als ein notwendiger Zwischenstopp. Auf dem Weg von den Rocky Mountains zum Pazifik ist der Besuch ein Muss.

More to come – stay tuned!

Von Kamloops nach Harrison Hot Springs und Vancouver

Da wir von Kamloops auf unserer letzten Kanadareise nichts bekamen ausser den Weg vom Bahnhof zum Hotel und zurück, sehen wir uns in der Stadt noch etwas um. Wir beobachten wie viele kilometerlange Güterzüge über die verschiedenen Brücken in alle Himmelsrichtungen fahren. Kamloops ist seit dem 19. Jahrhundert eine Handelsstadt. Hier fliessen der North Thompson River und der South Thompson River zusammen, münden als einen Fluss in den Kamloops Lake. Es ist spannend zu sehen, wie wenig Touristen und Souvenirläden es hier gibt. Für uns ist es erholsam, den eigentlichen Bewohnern Kamloops zu begegnen. Neben den eiligen Geschäftsleuten gibt es viele ärmlich gekleidete Menschen und etwa ebenso viele gutbürgerliche Leute. Nach einer kurzen Tour durch die Stadt machen wir im Park am Fluss Mittagspause.

Danach gibt es einen Endspurt nach Harrison Hot Springs. Es ist der angesagte Ausflugs- und Erholungsort der Bewohner von Vancouver und Umgebung, da es nur 90 Minuten Autofahrzeit entfernt liegt. Auf der Suche nach einem Abendessen spazieren wir auf der Seepromenade, eine sehr schöne Anlage mit Sandstrand und einem Rundweg um die Lagune. Vom Ende des Sees grüssen die Berge herüber und die vielen Motels, Bungalows und Hotels lassen erahnen, was an warmen Tagen hier los ist.

Am nächsten Morgen beginnt unsere letzte Autofahrt, die uns nach Vancouver zurückbringt. Unser Ziel ist der Flughafen, wo wir das Auto zurückgeben müssen. Die Fahrt geht dem Fraser River entlang, durch Dörfer, die Mission und Maple Ridge heissen. Ein letztes Mal besuche ich einen Tim Hortens und besorge uns eine Stärkung für den zunehmenden Verkehr. Je näher wir der Stadt Vancouver kommen, desto breiter (wird der Highway (bis zu sechs Spuren), desto dichter der Schilder-Wald und desto verwirrlicher die Angaben des Navis. Sich verfahren hat aber auch Gutes an sich: wir können endlich die beiden Holzbretter, die uns so dienlich waren, bei einer Entsorgungsstelle zurücklassen, einen Washroom finden und Christoph, der Navigator kann sich neu orientieren. Wir sind alle erleichtert, als wir bei der Autovermietung ankommen. Ein Angestellter weist mich energisch ein und verlangt in kontrollierendem Ton den Mietvertrag. Ob es ihn stört, dass die Frau und nicht der Mann am Steuer sitzt? Als ich ihn später nett und extra etwas hilflos bitte, mir beim Ausladen des Swiss Tracs zu helfen, der ja 65 kg wiegt, wird er plötzlich nett und zuvorkommend, erklärt uns den Weg zum SkyTrain in die Stadt und verabschiedet sich freundlich. Nur nebenbei bemerkt: der kräftige Mann überliess beim Ausladen das Mehrgewicht mir ….

Wir sind alle froh und dankbar, wieder gesund und munter in Vancouver angekommen zu sein. Hier bleibt uns noch ein ganzer Tag, um uns von Kanada zu verabschieden, bevor wir am Freitag die Reise zurück in die Schweiz antreten.

Von Banff nach Revelstoke und Kamloops

Banff ist eine Kleinstadt, die am Rande der Rocky Mountains liegt. Durch ihre Lage nahe bei den Bergen und auf 1399 Metern über Meer, durch den sie umgebenden Banff National Park, die heissen Thermalquellen, Wasserfälle und zwei Seen in der Nähe, ist Banff ein beliebter Tourismusort geworden. Die Stadt hat für uns aber durchaus Charme: die Häuser aus der Viktorianischen Zeit, eine der ältesten Kirchen Kanadas aus dem 19. Jahrhundert, die schönen Parkanlagen und Uferwege dem Bow River entlang bieten eindrückliche Sehenswürdigkeiten, die einen die unzähligen Souveniershops und die vielen Touristen übersehen lassen.

Eine weitere Sehenswürdigkeit haben wir ausfindig gemacht. Züge, Lokomotiven und Bahnhöfe haben viel Anziehungskraft auf Christoph. So ziehen wir nach unserem schon fast traditionellen Tim Hortens-Frühstück Richtung Bahnhof los. Hier im Bahnhofsinneren fühlt man sich gleich um die zwei Jahrhunderte in der Bahngeschichte zurückversetzt. Das Interieur, die alten Fotos an allen Wänden, die alten Werbeplakate, wir wähnen uns auf einer Zeitreise.

Am nächsten Tag brechen wir Richtung Revelstoke auf, einem Zwischenstopp, der mit einem Eisenbahnmuseum und der Ghost Town interessant zu werden verspricht.

Auf der langen Autofahrt kommen wir am Lake Louise vorbei. Er ist am Fuss eines Gletschers und von Bergen umgeben sehr schön gelegen, doch von Touristen und Gästen des monumentalen Fairmont Hotels überlaufen und lädt wenig zum Verweilen ein. Die bewaldeten Hügel des gegenüberliegenden Tales sind mit Schneisen der legendären Skipisten überzogen. Die Natur zahlt ihre Tribute an die modernen Bedürfnisse der Menschen und des Skisports.

Wir sind froh, wieder in Ruhe unterwegs zu sein, über den Trans Canada Highway 1 East, durch die etwas weniger hohen Berge und Hügel, Flüssen und Seen entlang bis wir gegen Abend in unserer nächsten Übernachtungsstadt Revelstoke ankommen.

Revelstoke ist eine kleine Stadt mit einer grossen Geschichte. Sie war im 19. Jahrhundert erst ein wichtiger Standort und Lagerplatz für die Trapper und ihren Fellhandel, später Versorgungsort für die Bergleute, die hier nach Edelsteinen suchten. Auch während der Bauzeit der Canadian Pacific Railway (1880-er Jahre) wuchs die Stadt und erlangte Bedeutung.

Nach dem Besuch im Railway Museum machen wir uns auf den Weg die Revelstokes Down Town zu entdecken. Eine Kirche aus der Pionierzeit, ein paar wenige Häuser im viktorianischen Stil, viele im kleinstädtischen Stil: schmal, zweistöckig mit Veranda, ein Sportplatz, das Gerichtsgebäude, das nachts beleuchtet wird und die Stadtverwaltung – that’s it!

Am nächsten Morgen geht die Fahrt Richtung Kamloops weiter. Unterwegs besuchen wir die Ghost Town, ein Freiluftmuseum. Die Stunden vergehen wie im Flug und nach einem späten Mittagessen um 16 Uhr fahren wir wieder los. Die Gegend verändert sich nun stark: die Berge werden zu Hügeln, die weiten Ebenen werden von Farmern bewirtschaftet, überall lesen wir Hinweise auf die Wine Route oder auf einzelne Winerys. Dazwischen sehen wir ab und zu den Fraser River, der hier zu einem sehr breiten Fluss angewachsen ist und als Transportweg für unzählige Tonnen Baumstämme dient.

In der Dämmerung erreichen wir Kamloops. Wir werden mit dem Besuch unserer letztjährigen Helferin hier in Kamloops (siehe Mr. Ed am Ende) überrascht und verbringen mit ihr zwei wunderschöne Stunden. Wir haben eine kanadische Freundin gewonnen.

Von Jasper nach Banff

Der neue Tag begrüsst uns mit blauem Himmel und warmen Sonnenstrahlen. Gänzlich andere Voraussetzungen als bei unserer letzten Fahrt durch die Rockies im letzten Oktober (Regen und Schneefall).

Nachdem der Swiss Trac problemlos über seine improvisierte Rampe ins Auto fährt, Mr. Ed und unsere Koffer im Auto verstaut sind, kann’s losgehen.

Zuerst fahren wir nach Jasper. Tim Hortens ist unser Gastgeber fürs Frühstück. Er ist bekannt für den besten Kaffee Kanadas, red rose Tee und feine heisse Schokolade, für verführerisches, sehr süsses kanadisches Gebäck: Cookies so gross wie Kaffeeteller, Donuts in allen Variationen: mit Honig, Butter, Zuckerguss; Croissants, Muffins, Zimtschnecken, Dänischer Plunder … Und frisch gepresster Orangensaft. Ich jongliere mit Tüten, randvollen Bechern und Saft zurück zum Auto, und wir schlemmen auf gutbürgerlich kanadische Art im Auto (so ersparen wir mir das erneute Ausladen von Mr. Ed und Christoph das für ihn aufwändige Transferieren).

Frisch gelabt und mit viel Zuckergeschmack im Mund starten wir Richtung Banff. Unsere Fahrt ist einmal mehr unvergleichlich schön. Die felsigen Kolosse ziehen an uns vorüber, die markanten schiefergrauen Felswände werden von der Sonne beleuchtet und erheben sich majestätisch vor dem blauen Himmel. Zu ihren Füssen die unendlichen Fichtenwälder, dazwischen die eisblauen oder grünlichen Flüsse … Schwierig, diese Naturschönheiten zu beschreiben!

Wir gewinnen unermüdlich an Höhe. Deutlich sieht man bis in welche Klimazonen sich der Beetle, der Holzwurm, wohlfühlt. Die Bäume sind ab 1200 Höhenmetern durchgehend grün. Es wird kühler und kühler. In Jasper zeigte das Aussenthermometer 22 Grad an, nun auf 1900 Metern gerade noch 10. Wir fahren am berühmten Columbia Icefield vorbei. Es war einst ein eindrücklich grosses Eisfeld, das aus acht einzelnen Gletscher besteht. Mit Erschrecken sehen wir, um wie viele hundert Meter und um wie viel Masse diese in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen sind. Die verbleibenden Eisfelder grenzen an die Felslandschaften, wovon sie sich zurückgezogen haben.

Die Strasse folgt der Berg- und Tallandschaft, mal sehen wir, wie sich die Strasse in der Weite eines Tales verliert, manchmal sind wir einfach nur neugierig, was wir hinter der nächsten Kurve antreffen werden. Auch hier wechseln die Landschaftsbilder immer wieder.

Unsere nächste Station ist der Peyto Lake. Vom Parkplatz führt ein steiler Weg hinunter auf eine kleine Aussichtsplattform. Während dem ich neben Mr. Ed und Christoph hergehe, übrigens benimmt sich Mr. Ed hochanständig und hält sich an die Tempolimite, die ihm Christoph vorgibt, frage ich mich, ob ich es schaffen werde, die beiden wieder diesen Berg hinauf zu schieben. Meine Gedanken werden von der genialen Aussicht unterbrochen. Vor uns in der Tiefe liegt der Peyto Lake, ein Gletschersee der zwischen hohen Bergen eingeschlossen da liegt. Das Besondere ist seine Farbe: petrolblau-grün-türkis-blau trifft es nicht annähernd. Die Berge und Wolken spiegeln sich in ihm, was noch mehr Farbnuancen hervorzaubert. Dahinter sieht man den Gletscher, der den See speist. Auch dieser scheint sich stark zurückgezogen zu haben. Am Ende des Sees verlieren sich die Bergketten in der Ferne. Da fühle ich mich einmal mehr auf dieser Reise als kleines unbedeutendes Salzkorn und Teilchen der grandiosen Schöpfung.

Eine sehr nette und unvergessliche Bekanntschaft mache ich auf der Plattform. Ein Chipmunk turnt auf einer Sitzbank herum und kümmert sich herzlich wenig um die Touristen. Ich knie etwas entfernt auf dem Boden, beobachte und fotografiere das herzige Tierchen. Plötzlich springt das Chipmunk von der Bank und trippelt in meine Richtung. Es kommt näher, zögert kurz, kommt noch näher. Hoffentlich schlüpft es mir nicht unter meinen Rock, einer meiner Gedanken. Da bleibt es stehen und beginnt an den Brosamen neben mir auf dem Boden zu knabbern. Ich halte mich ganz still und sehe dem Wicht bei seiner Mahlzeit in ca. 15 cm Entfernung zu. Als eine Horde Touristen kommt, huscht mein kleiner Freund ins nächste Gebüsch.

Der Mond steht schon über den Bergen, als wir nach Banff aufbrechen. Ach ja, das Stossen den Berg hinauf wird mir von einem charmanten, starken jungen Mann abgenommen, der locker joggend Mr. Ed samt Christoph zurück auf den Parkplatz bringt. So sind die Kanadier: hilfsbereit und herzlich.

Rocky Mountaineer rocks!

Reisen im Rocky Mountaineer und mit dem Team ist ein grossartiges Erlebnis. Nochmals mit ihnen unterwegs zu sein, die absolut richtige Entscheidung. Die Zugsreise ist aus landschaftlicher, abwechslungsreicher und kulinarischer Sicht mehr als nur empfehlenswert. Die Fahrt mit dem Rocky Mountaineer ist nicht günstig, aber jeden CA$ (Canadian Dollar) wert. Was aber die guys leisten, dass auch ein stark eingeschränkter Rollstuhlfahrer zu einem einmaligen Erlebnis kommt, verdient meinen Respekt und meine grosse Dankbarkeit.

Die Reise mit dem Rocky Mountaineer habe ich ab Bahnstation Vancouver bis Bahnhof Jasper gebucht. Also ohne Übernachtung in Vancouver und Jasper (gegen Aufpreis möglich) und ohne Transfers von respektive zur Unterkunft. Trotzdem organisierten sie den Transfer in Vancouver in einem rollstuhlgängigen Van und in Jasper im Sightseeingbus mit Rollstuhllift.

Der Verlad in den Zug erfolgt mittels Hebebühne und mit dem Rollstuhl kann direkt neben den Sitz gefahren werden. Die Plätze sind zuhinterst im Waggon, nahe einer rollstuhlgängigen Toilette. Das Personal ist sehr aufmerksam und hilft, wo auch immer Hilfe benötigt wird. Sie tun alles für eine sorgenfreie Reise.

In Whistler stand das Taxi bereit. Während bei der Ankunft ein normales Taxi eingesetzt wurde, wartete am nächsten Morgen ein rollstuhlgängiges Fahrzeug vor dem Hotel. Die Unterkunft war ein Upgrade in die besser Klasse (Golden Leaf) ohne Zusatzkosten und durchgehend rollstuhlzugänglich (inklusive Dusche – genannt roll-in shower).

Das Hotel in Quesnel stellte sich als grosse, aber meisterbare Herausforderung heraus. Das Zimmer war gut zugänglich, das Bett auch. Dieses war aber mit einer geschätzten Breite von 140 cm für zwei Personen extrem schmal. Das Badezimmer war ebenfalls mit den Rollstuhl gut erreichbar. Für das Duschen in einer tiefen Badewanne stand ein guter Duschstuhl mit Transferfläche zur Verfügung, was die Nacht im engen Bett schnell vergessen liess. Das Personal war sehr bemüht um unser Wohlergehen und versicherte auf unsere Nachfrage, dass es in ganz Quesnel kein Hotelzimmer mit einer rollstuhlgängigen Dusche gäbe.

Verschlossene Kirchen

Es begann in San Francisco. Ich wollte mir eine amerikanische Kirche von innen anschauen. Leider war ich etwas zu spät dran: die Eingangstüre war verschlossen, daran hing ein Zettel mit den Öffnungszeiten: 9am to 5pm. 

Ich versuche es erneut in Banff. Natürlich mit dem Wissen, dass ich die Chance, eine amerikanische Kirche zu besuchen, verpasst habe. Doch kanadische Gotteshäuser können auch spannend sein (siehe „Versteckte Kirchen“). In Banff kommt man in der Down Town öfters an einer Kirche vorbei. An jeder ihrer Pforten ist die Zugehörigkeit der Kirche vermerkt und überall steht in grossen Lettern WELCOME! Ich wittere bei jeder Kirche die Chance, in ihr Inneres zu gelangen und bin insgeheim gespannt, welche kirchliche Glaubensgemeinschaft ihr Willkommensgruss bis ins Türschloss fliessen lässt. Leider werde ich enttäuscht, allesamt sind sie verschlossen und werden offenbar nur sonntags für den Gottesdienst geöffnet.

Vielleicht ist es ja in einem kleineren Ort, der mehr auf dem Land liegt und weniger von Touristen frequentiert wird, besser. In Revelstoke entdecke ich zwei Kirchen. Sie sind ganz anders gebaut als die bisher gesehenen. Eine sieht einem normalen Haus von hier sehr ähnlich. Also fasse ich neuen Mut und mache mich auf zur Tür … Verschlossen! Nur ein Zettel an der Tür weist darauf hin, dass wer einen kirchlichen Dienst braucht, sich ans Church Office wenden könne.

Nein, ich gebe noch nicht auf! In den nächsten Tagen werden sich noch weitere Möglichkeiten anbieten. Ob ich erfolgreicher sein werde? We will see !

Jasper und Maligne Lake (Teil 2)

An unserem zweiten Tag in Jasper stehen praktische Erledigungen an: Einkaufen im Homecenter und Waschen. Das tönt im ersten Moment langweilig, entpuppt sich aber auch in einem für mich zwar nicht mehr ganz so fremden Land als kleines Abenteuer.

Zuerst fahren wir zum Homecenter. Wir brauchen zwei Holzbretter, gut 10 cm breit und ca. zwei Meter lang, die wir zur Rampe für den Swiss Trac umfunktionieren wollen. Im Center stehen viele Regale vollgestopft mit allem, was man fürs Handwerken und Bauen braucht. Dazwischen steht Kinderspielzeug und ein Ständer voller Flipflops, Tierzubehör und in eine Ecke gedrängt der Verkaufstresen. Holz finden wir hier jedoch keines. Also geht’s wieder raus zu den Holzstapeln vor dem Geschäft. Hier kommt uns ein fröhlicher Mitarbeiter entgegen und fragt nach unseren Wünschen. Er überlegt, kratzt sich am Kopf und nickt plötzlich. Schon stehen wir vor einem Stapel mit den für uns perfekten Brettern. Wir werden vom Mitarbeiter zurück in den Laden zur Kasse begleitet. Ein anderer kommt mit uns zum Auto, um unser Vorhaben zu begutachten. Er stellt ein paar Fragen und gibt grünes Licht: die Bretter werden halten und brauchen keine Befestigung. Super, ein Problem gelöst! Testen werden wir später.

Nun geht’s auf zur Laundry. Hier in Jasper wird Wäsche waschen zum Social Event. Zwei Treppen führen ins Untergeschoss eines Hauses. Davor sitzen auf Stühlen Leute mit Kaffee-Bechern und warten offenbar auf ihre Wäsche. Drinnen, gleich links ist eine Bar, wo Kaffee, Kuchen und sonstige Schleckereien gekauft werden können. Daneben drei Doppelreihen mit je 14 Waschmaschinen mit verschiedenen Trommelgrössen: normal, X-Large und super Large. An der Wand rechts stehen 32 Tumbler in einer doppelstöckigen Reihe. Eine Wäsche dauert 30 Min., gerade Zeit genug, um gemütlich einen Kaffee zu trinken oder in der Internet-Ecke zu surfen. Vor der hinteren linken Wand wurde eine Lounge eingerichtet, wo Männer zu einem Schwatz beisammen sitzen. Die Rückwand der Laundry ist mit Washrooms inklusive Duschen ausgestattet.

Ich wasche hier unsere Wäsche und werde Teil einer durchmischten Gruppe von Menschen: Ehepaare, die vermutlich im Wohnmobil unterwegs sind, Biker, die auch die Dusche benützen, Einheimische, die wohl keine eigene Waschmaschine haben, Familien, die mit Koffern daher kommen, Hiker, die an ihren erdigen Wanderschuhen erkennbar sind. Jeder hat sein Bündel schmutziger Wäsche dabei, wäscht, trocknet, faltet zusammen und geht zufrieden wieder seines Weges. 

Da Mr. Ed mit Christoph keinen Zugang hat, nutzen wir die halbe Stunde, um die Läden der Stadt zu erkunden. Ein Abstecher zu Tim Hortens folgt, während die Wäsche im Tumbler getrocknet wird. Hier kommt Christoph zum besten Kaffee Kanadas und ich zu einer feinen Hot Chocolate. So lässt es sich doch angenehm und gemütlich Wäsche erledigen.

Am Nachmittag machen wir uns mit dem Auto auf den Weg zum Maligne Lake. Meine erste längere Fahrt auf kanadischen Strassen! Da ich eine geübte und an Langstrecken gewohnte Autofahrerin bin, machte mir dieses Vorhaben im Voraus keine Sorgen. Mein erster Eindruck der Autofahrer in Jasper ist ein sehr angenehmer. Alle sind in gemächlichen Tempo und rücksichtsvoll unterwegs. Ausserhalb sind die Strassen breit und mit einem durchgehenden Seitenstreifen versehen, auf dem man jederzeit anhalten kann, sei dies um einen Bären zu beobachten oder die tolle Sicht auf die Rockies zu fotografieren.

Der Himmel ist ausnahmsweise einmal grau, zwischendurch fallen ein paar Tropfen. Wir geniessen trotzdem die Fahrt durch die felsigen Bergkolosse und bestaunen einmal mehr die Wälder und eisig blauen Flüsse.

Maligne Lake ist ein kalte Bergsee, der aus einem Gletscher gespiesen wird. In ihm leben Forellen und andere in der Kälte heimische Fische, die offenbar bei Fischern beliebt sind. Mehrere Fischerkanus sind auf dem See unterwegs. Die Kulisse ist einmal mehr beeindruckend schön, trotzdem sie sich heute in Grautönen zeigt.

Ein Tag voller Erlebnisse und mit vielen Eindrücken geht zu Ende. Morgen machen wir uns auf den Weg Richtung Banff. Auch das wird ein Wiedersehen geben, diesmal mit den Rocky Mountains.

Pleiten, Pech und andere Mistgeschichten

Während die letzte Reise im Oktober 2018 teilweise dramatische Züge annahm, verläuft der diesjährige Trip ohne grosse Aufregungen und unplanmässige Änderungen. Also einfach so, wie man sich ein Nordamerika-Trip vorstellt. Um nun aber nicht nur die Reise zu beschreiben, sondern auch mehr oder weniger Lustiges erzählen zu können, bekommen kleine Alltagsvorfälle eine grössere Bedeutung.

Eine solche spielte sich am dritten Tag in San Francisco ab, als ich auf dem Duschstuhl sass und mich duschen wollte. Ich drehte an den Armaturen, wie ich es schon die zwei vorhergehenden Tage und schon so viele Male in den halben USA getan hatte. Aber diesmal wollte kein Tropfen die Brause verlassen. Ich drehte und hebelte, blieb aber vorsichtig. Amerikanische Installationen sind bei weitem nicht so stabil, wie wir es bei uns kennen. Als sich der Wasserlauf nach wie vor nicht starten liess, blieb mir nichts anderes übrig als der Deskmanagerin mein Problem zu erklären. Sie wiederum versuchte mir zu erklären, wie die Armaturen zu bedienen seien. Ich aber war schon genervt, dass ich viel körperliche Energie verschwenden musste. Und wir waren ja in Trumps Land mit „alternativen Fakten“. Es kam dann wenig später ein gut gelaunter Haustechniker, kaute seinen Kaugummi, drehte und zog an den zwei Reglern und das Wasser lief. Und das Wasser im Ablauf schwemmte meine „alternativen Fakten“ fort …

Der zweite Alltagsvorfall passierte in Jasper in einer Luxuslodge, wo Golfer, mehr oder weniger Reiche, solche die gerne mit ihren Taten prahlen, junge reiche asiatische Unternehmer und auch ein paar Verirrte, wie wir übernachten. Für eine Nacht in einem zweckmässigen aber einfachen Zimmer muss man einen knappen vierstelligen Betrag aufwerfen. Der Preis verschlägt einem fast die Sprache. Sprachlos ist man aber wegen der einmaligen Aussicht aus dem Fenster. Und so verdrängt man den Gedanken, dass man sich solche Nächtigungsstätten eigentlich nicht leisten sollte.

Also hier spielt die Musik des zweiten Stücks in respektieve unter der Dusche. Nach der schönen aber anstrengenden Zugsfahrt gönnten wir uns ein Ausschlafen und so waren wir schon in der zweiten Hälfte des Vormittags. Ich also unter der Dusche, Wasserhahn und Temperaturregler voll am Anschlag, freudig gespannt auf angenehm warmes Wasser. Aber das Wasser, das aus der Brause kam, hatte nur Körpertemperatur. Nach einem entspannten Duschen sah es nicht aus. Aber man ist ja hart im Nehmen und mit sich selbst. Augen zu und durch. Schliesslich wartete draussen angenehmstes Sommerwetter.

Der nächste Tag. Gleicher Ort, gleiche Situation. Aber das Wasser noch eine Spur kühler. Unangenehm. Es kann doch nicht sein, dass es in diesem Resort nur lauwarmes Wasser gibt. Gab es auch nicht! Wenn man die Armaturen richtig bedient, dann klappt es auch …

Die dritte Episode war in Whistler, Zwischenstation auf der Rocky Mountaineer Tour, wieder in einem sehr guten Hotel (gleiche Hotelkette wie in Jasper – Fairmont). Diesmal begann das Problem nicht erst im Bad, sondern schon vor der Zimmertür. Sie klemmte. Von aussen ins Zimmer ging mit einigem Kraftaufwand. Zweimal von innen öffnen ging auch. Aber am Morgen vor der Weiterreise war es das dann. Sie liess uns um 6.15 Uhr nicht mehr raus. Also Concierge anrufen, mitteilen, dass wir die Zimmertür nicht öffnen könnten, warten und dann durch die geschlossene Tür erklären, was eben nicht ging. Das Problem war für uns dann schnell gelöst …

Die Mistgeschichte war in San Francisco und ist schnell erzählt: Am Pier 37 flog eine grosse Möve. Shit happens! Mal bist du die Taube, mal das Denkmal …

More to come – stay tuned!

Von Quesnel nach Jasper

Quesnel ist mit 10’000 Einwohnern ein für kanadische Verhältnisse kleiner Ort. Die Leute leben und arbeiten hier. Sie reisen kaum und verlassen ihren Wohnort auch sonst sehr selten. Darum, so informieren uns die Hosts, sei es für sie immer eine kleine Sensation, wenn der Rocky Mountaineer bei ihnen Halt mache. Wir würden ganz sicher von allen, denen wir begegnen danach gefragt, woher wir kämen. 

Wir werden vom halben Dorf empfangen, mehrere Oldtimers aus den 1930er Jahre stehen in einer Reihe am Bahnhof und alle winken uns zur Begrüssung begeistert zu. Christoph und ich werden mit einem Taxi zum Hotel gefahren, Mr. Ed reist uns im Bus mit den übrigen Passagieren hinterher. Der Taxifahrer ist ein junger Typ, der lieber mit seinem Funkpartner als mit uns spricht und zum Schluss ein knappes Thank you über die Lippen bringt. Er ist wohl eher am Geld oder Feierabend als an uns interessiert.

Umso herzlicher werden wir vom Desk Manager im Hotel begrüsst. Er scheint noch etwas ausser Atem und deutet auf den Swiss Trac. Der sei ja schön schwer (stimmt, 65 kg), und für was der denn sei. Christoph demonstriert mit Mr. Ed und die Augen des sehr rundlichen Desk Managers werden gross und grösser. Er ist sehr hilfsbereit und erfüllt uns jeden Sonderwunsch bezüglich Badezimmer-Ausstattung. 

Leider haben wir zu wenig Zeit, um uns den Ort genauer anzusehen. Quesnel war früher ein strategisch wichtiger Ort. Hier fliesst der Fluss Quesnel in den Fraser River, was besonders zur Gold Rush-Zeit eine grosse Bedeutung hatte. Quesnel war bis in die 1940er Jahre ein wichtiger Handelsort für Gold. Danach folgte die Land- und Waldwirtschaft. Mit der Erschliessung durch die Pacific Great Eastern Railway 1921 bekam Quesnel die Anbindung an das kanadische Eisenbahnnetz. Heute hat die Stadt Schulen, vier Spitäler, ein Theater und sogar einen Flughafen.

Die Reise geht am nächsten Morgen um 7.15 weiter. Wieder fahren wir durch unendliche Wälder, ab und zu wird der Fraser River sichtbar und fast jedes Mal in einer anderen Farbe. Je nach Art der mitgeführten Sedimente ist der Fluss blau, grün oder braun. Wir fahren Seen entlang, durch Täler, die sich uns mit unterschiedlichen Vegetationen zeigen: Steppen ähnlich, Wiesen mit Kühen, Pferden oder Schafen, fein duftende Heuwiesen, Moorlandschaften. Es gibt immer etwas Neues und Andersartiges zu entdecken. Und plötzlich sehen wir am Horizont die ersten Bergspitzen der Rocky Mountains. Es dauert aber noch Stunden, bis wir ihre volle Grösse und Masse vor uns haben. Der höchste Berg der Rockies, Mount Robson, zeigt sich uns mit seinem Gipfel mit ewigem Schnee in voller Grösse vor strahlend blauem Himmel. Eine Seltenheit, wie uns schon im letzten Herbst beschieden wurde. Scheinbar ist er uns milde gestimmt, zweimal besuchen wir ihn und zweimal sehen wir ihn in seiner ganzen mächtigen Pracht.

Das weite Tal wird nun von Bergen eingesäumt. Verschiedenste Formen und Farbmuster wechseln sich ab. Der Fraser River mündet in einen grossen, grünen See. Das ist sein Ursprungsort, wir sind an seiner Quelle angelangt. 

Die Berge rücken näher zusammen. An ihren Hängen wachsen die schier endlosen Kiefernwälder. Sie sind zweifarbig: grün und rostbraun. Wir fragen uns woher das kommt. Zuwenig Wasser, herbstliche Verfärbung? Die Hosts klären uns auf: durch die wärmeren Sommer in Teilen der Rockies konnten sich die Beetles, die Borkenkäfer, stark vermehren. Sie legen ihre Eier in den Wurzeln der Kiefern ab und wenn keine kalten Winter die Eier vernichten, schlüpfen die Larven und fressen den Baumstamm von innen bis er ausgehöhlt ist. Es dauert ca. ein Jahr bis der Baum hohl, dürr und braun ist. Schliesslich fällt der Baum um und die Borkenkäfer ziehen weiter. Die Kanadier versuchen nun ihre Wälder zu retten. Einerseits besprühen sie die riesigen Waldflächen mit einem Mittel gegen die Schädlinge, sie räumen die dürren Bäume aus den Wäldern oder roden ganze Waldstücke mit Feuer. Das Feuer vernichtet die Borkenkäfer und gibt dem Boden und dem Wald eine gute Voraussetzung sich zu regenerieren. Aus diesem Grund begegnen wir ab und zu riesigen Flächen verkohlter Bäume.

Ja, und dann heisst es langsam Abschied nehmen. Wir werden noch mit einem Lunch verwöhnt, stossen alle nochmals gemeinsam an und fahren schliesslich unter Applaudieren im Bahnhof Jasper ein.

Drei Tage voller Eindrücke, unendlich viele unterschiedliche Landschaftsbildern und viele spannenden Geschichten aus der Goldgräberzeit begleiten uns, als wir mit grosser Dankbarkeit das letzte Mal aus dem Rocky Moutaineer steigen.

Mr. Ed oder die Tücken des Unterwegsseins mit Rollstuhl und Swiss-Trac (I)

Fluggesellschaften rechnen mit durchschnittlich 110 kg Gewicht pro Passagier. Also 80 kg Lebendgewicht und 30 kg Gepäck inklusive Handgepäck. Mit meinem Gewicht und dem Gepäck bin ich unter diesem theoretischen Limit. Aber da sind noch Mr. Ed mit 35 kg und der Swiss-Trac mit 65 kg. Mein Gesamtgewicht liegt folglich bei 210 kg.

Das Gewicht ist die eine Seite, die Dimensionen die andere. Auf der abenteuerlichen Kanada-Reise im Herbst letzten Jahres haben wir gelernt, dass die Vans vom Platz her gerade reichen für den Transport von Mr. Ed (der etwas länger ist als ein durchschnittlicher Rollstuhl) mit mir drin sitzend und dem quergestellten Swiss-Trac. In vielen Städten Kanadas sind die Vans innerhalb von 20 Minuten vor Ort.

Auch am Flughafen von San Francisco war das so, darum machte ich mir nicht weiter Gedanken zum Transport vom Hotel zum Flughafen. Am Vorabend unserer Weiterreise bat ich den Concierge, mir einen Rollstuhl-Van zu organisieren. Seine ersten Telefonanrufe bei den grossen Taxigesellschaften führten aber nicht zum Ergebnis eines gesicherten Transports. Er bat uns, am nächsten Tag um acht Uhr mit der Tagesconcierge zu schauen. Das führte nun nicht gerade zu einer freudigen Stimmung. Die Fahrzeit ist von unserem Hotel zum Flughafen SFO 45 Minuten. Der Check-in dauert mit den batteriebetriebenen Hilfsmitteln eh immer viel länger und die Personenkontrollen sind auch aufwendiger, da ich für diese nicht mehr aufstehen kann. Unser Flug ist für 13 Uhr geplant, so dass wir uns um 10 Uhr auf den Weg machen sollten.

Um halb neun Uhr bekamen wir Nachricht, dass ein privates Behindertentaxi verfügbar sei, aber erst um 10.30 Uhr. Mangels Alternativen entscheiden wir uns für diese und hofften, wir erreichten den Flughafen genug früh, damit wir uns nicht zu sehr beeilen müssten. Trotz langer Zollkontrolle (Sprengstoffspuren) erreichten wir unser Flugzeug noch rechtzeitig und zwei Stunden später landeten wir in Vancouver. Den Transfer vom Flughafen zum Hotel liess sich gut mit dem öffentlichen Verkehr erreichen. Kannten wir bereits vom Oktober 2018.

Wie es uns von Vancouver nach Jasper ergangen ist, folgt in einem späteren Bericht.

More to come – stay tuned!

Von Whistler nach Quesnel

Der Wecker klingelt um 4.30 Uhr. Reichlich früh! Doch wir stehen freudig auf. Ein spannender, schöner und ereignisreicher Tag erwartet uns, dessen sind wir sicher.

Um 7.15 Uhr ziehen die beiden Loks an, und wir bekommen als erstes das Frühstück serviert. Ja, richtig, im Rocky Mountaineer wird man nicht nur visuell mit Landschaften verwöhnt, sondern auch gustatorisch mit feinen Menüs, die von der Bordköchin in einer winzigen Kombüse hergerichtet und von den Hosts serviert werden.

Der Zug fährt auf den Spuren der Goldgräber dem Fraser River entlang. Simon Fraser war einer der ersten Goldgräber, der als 16-Jähriger nach Kanada kam (siehe Beitrag vom Oktober 2018 „Von Vancouver nach Kamloops“). Auf der ganzen Strecke finden sich immer noch Spuren von ihm: er hat Städte gegründet, Flüsse benannt, Täler entdeckt. Er hatte eine starke Vorreiterrolle für alle die vielen Goldgräber nach ihm.

Die Strecke überbietet sich selbst mit abwechslungsreichen und gegensätzlichen Landschaften: zuerst sehen wir den Fraser River als Bach, der sich durch Canyons windet, dann folgen wir ihm an mehreren intensiv grünen Seen entlang. Es folgen immense Sägewerke mit Stapeln von Holzstämmen, die bewässert werden, um sie vor einem Brand zu schützen. Oder die zugeschnittenen Bretter werden in Folie gepackt und sind bereit für den Verlad in die Container. Sie werden auf Güterzüge, später auf Schiffe verfrachtet und reisen so in die ganze Welt. Auf einer Zugangsstrasse zu einem der Werke sehen wir plötzlich einen Schwarzbären traben. Unser erster Bär auf dieser Reise!

Danach verschwindet der Fraser River für lange Zeit. Der Zug kämpft sich bergauf. Wir erreichen eine karge, trockene Berglandschaft mit Felsklüften, trockenen Stauden, die an Ginster erinnern, gelben Blumen, die ähnlich ausschauen wie der gelbe Bergenzian bei uns im Jura. Wir sehen hier eine Art Erdhäuser, die den Goldgräbern als Unterkunft dienten. Sie haben einen Innenraum, wurden mit Erde überdacht und die Eingänge wurden mit dürren Ästen gekennzeichnet. Nur so sind sie in der Landschaft erkennbar.

Der Fraser River taucht wieder auf. Er hat an Breite gewonnen und seine Farbe hat sich von grün in braun verwandelt. Am Ufer werden behelfsmässige Unterstände aus Stöcken und farbigen Blachen sichtbar. Sie gehören den Indigenen dieser Gegend. Die First Nations, wie sie in Kanada genannt werden, haben die Bewilligung, hier Lachse zu fangen. Sie betreiben den Fischfang nach alter Tradition und mit gebührendem Respekt der Natur gegenüber. Das heisst, sie fischen nur soviel, wie sie für den Eigenbedarf brauchen. Es ist ihnen untersagt, mit den Lachsen zu handeln oder sie zu verkaufen. Ihre Fangstellen wählen sie geschickt aus. Sie fischen bei den Stromschnellen oder den Fischtreppen, die für die Lachse gebaut wurden. Wenn die Lachse springen müssen, haben die Fischer ein leichtes Spiel.

Je weiter bergabwärts der Zug fährt desto grüner wird die Landschaft und desto breiter der Fraser River. Wir fahren durch weite, wirklich weite Ebenen, sehen vom Waldbrand betroffene schwarze Baumhaine, die aber schon wieder von grünem Boden und gelben Blumen umgeben sind. Der natürliche Waldbrand wird hier auch als Boden- und Kulturerneuerer geschätzt und oft nicht gebannt.

Die Wälder werden dichter, der Fluss drängt sich wieder durch Schluchten, wird breiter und breiter, die Landschaft weiter bis wir beim Einachten in den Bahnhof von Quesnel einfahren.

Von Vancouver nach Whistler

Pünktlich um 7.10 Uhr werden wir von einem etwas griesgrämigen Taxifahrer abgeholt. Er will uns nach North Vancouver fahren, wir aber sagen ihm, dass wir zur Trainstation vom Rocky Mountaineer müssten. Er informiert seine Zentrale und beschwert sich über die falsche Information. Als wir an der Trainstation ankommen, ist das Eingangstor verschlossen. Das Taxi fährt durch eine Einbahnstrasse zum Eingang. Niemand ist zu sehen, bis auf eine mit ihrem iPhone beschäftigte Frau. Als sie uns sieht, springt sie auf und informiert uns, dass der Mountaineer in der kurzen Formation von der Station in North Vancouver aus startet. Das Gesicht des Fahrer verfinstert sich wie der Himmel bei einer herannahenden Gewitterfront. Zum Glück haben wir noch nichts ausgeladen! Die Zeit drängt langsam, der Fahrer gibt Gas. Er beklagt sich bei der Zentrale und gibt seinem Unmut freien Lauf. Dabei scheint seine grösster Kummer der finanzielle Ausgleich seiner längeren Fahrt zu sein. Christoph sieht es viel locker: Nun weiss ich wenigstens, wie ich zukünftig gratis zu einer Stadtrundfahrt komme. Hm … Wie oft sich dies wohl bewerkstelligen liesse? Aber das ist ja nicht das Thema hier.

Endlich landen wir am richtigen Bahnhof. Grosszügig strecke ich dem Fahrer 20$ Trinkgeld für die Umstände hin. Er nimmt das Geld und meint mit unzufriedenem Gesicht: das sei zuwenig, es koste 37$ … By the way: er wird ordentlich von der Mountaineer Gesellschaft bezahlt.

Um so herzlicher werden wir nun von der Rocky Mountaineer Crew begrüsst. Jeder der erfährt, dass wir schon im letzten Jahr mitfuhren, strahlt noch eine Nuance mehr und ruft begeistert: Welcome again!

Nachdem auch Christoph und Mr. Ed via Hebelift im Zug ihren Platz gefunden haben, kann’s losgehen.

Wir fahren über Brücken, durch grüne Baumkanäle, an tiefen Schluchten mit eisblauem Wasser vorüber. Kanada hat uns wieder! Vertraute Bilder mischen sich mit neuen, die Landschaft ist zum Teil ähnlich wie bei der letzten Zugsfahrt und doch auch ganz anders. Die schier unendliche Landschaft, der grüne Baumteppich bis zum Horizont. Diesmal sind wir auf den Spuren der Goldgräber, die sich durch die engen Schluchten vorgekämpft haben, um ihr vermeintliches Glück zu finden.

Am Mittag erreichen wir unser heutiges Ziel: Whistler. Ein Dorf, das durch die olympischen Winterspiele Vancouver 2010 einen enormen Boom erlebt hat. Zahlreiche Gondelbahnen und Skilifts transportieren im Jahr 3,5 Millionen Besucher, Wanderer, Skifahrer oder Mountainbiker auf die umliegenden Berge. Breite Waldschneisen deuten auf die winterlichen Skipisten hin, jetzt sind die Hügel zum Teil braun von den Mountainbike-Trails.

Whistler liegt in einem wunderschönen Hochtal, ist von riesigen Parks und zahlreichen Wander- und Fahrradwegen umgeben. Ein grünes Paradies.

Wir sind an einem Samstag hier und zudem am letzten verlängerten Wochenende dieses Sommers, wie uns unsere Hosts erzählen. Entsprechend voll sind die Wege um und die Strassen in Whistler.

Wir wollen dem Dorf einen Besuch abstatten, doch bald müssen wir feststellen, dass dies so gar nicht unsere Welt ist, und wir fühlen uns hier nicht besonders wohl. Die Hotelbauten und Geschäfte scheinen wie aus dem Boden gestampft. Es reihen sich Restaurants an Pizzerien, Sportbekleidungsgeschäfte an Mountainbike-Verleiher. Menschentrauben stehen vor den Gondelbahnen an. Wir beschliessen, zurück ins Hotel zu gehen. Unterwegs stehen wir plötzlich inmitten eines Farmer Markets. Etwa ein Dutzend Marktstände bieten Eigenprodukte aus der Umgebung an. Wir lassen uns treiben und sind froh, neben den Parks doch noch eine ansprechende Seite von Whistler gefunden zu haben.

Stanley Park Vancouver

Vancouver empfängt uns wie das letzte Mal mit seinen gläsernen Häuserfronten. Vieles wirkt schon vertraut und ein Gefühl von Heimkommen kommt bei mir auf. 

Nach dem ereignisreichen Flugreisetag (vergl. Sprengstoffspuren im Handgepäck!) gönnen wir uns am nächsten Tag ein ausgiebiges amerikanisches Frühstück und machen uns dann auf zu einer gemütlichen Entdeckungstour im vom Hotel nahegelegenen Stanley Park.

Die Wege sind gut ausgebaut und säuberlich aufgeteilt in zwei Spuren: eine für die Fussgänger und eine für die Fahrradfahrer und Skater. Es empfiehlt sich sehr, sich an diese Aufteilung zu halten. Die unzähligen Fahrradfahrer mit sehr unterschiedlich guter Fahrpraxis rasen ungebremst an unserem Trio vorbei. Mr. Ed zählt in solchen Momenten auch zu den Fussgängern, obwohl wir nicht ganz sicher sind, ob ihm diese Einteilung ganz gerecht wird. Zumal er manchmal ganz schön schnell unterwegs und in seinem Unternehmungsdrang kaum zu bremsen ist.

Also, wir sind brav auf der Fussgängerspur unterwegs. Der Weg führt uns einem Hafen entlang, danach durch einen Wald und plötzlich stehen wir auf einer Lichtung vor einer Reihe Totempfähle. Entgegen meiner Vorstellung, diese hätten den Indianern als Totenpfähle für ihre Feinde gedient, werde ich hier eines Besseren belehrt. Die Totempfähle wurden wichtigen Persönlichkeiten zu besonderen Ereignissen geweiht. Sie sind mit wichtigen Symbolen verziert: der Adler und der Rabe stehen für den Himmel und das Universum, der Wal für das Wasser und die Meere, der Grizzlybär für die Kraft und die Erde. Manche erzählen Geschichten und berichten von den besonderen Ereignissen.

Wir lassen diese Geschichten erzählenden bunten Riesen hinter uns und spazieren der Bucht entlang. Man sieht von einem Leuchtturm aus auf North Vancouver, ein Wohn- und Industriequartier, auf eine grüne Hängebrücke, auf einen auslaufenden Kreuzfahrtriesen, auf immense Frachtschiffe, die mit unzähligen Containern beladen sind und über uns kreisen unzählige Wasserflugzeuge, die von der Waterfront aus starten, um den Touristen Vancouver aus der Vogelperspektive zu zeigen.

Quer durch den schön angelegten Park mit alten Bäumen, Nüsse knabbernden Eichhörnchen und schnatternden Gänsen machen wir uns auf den Weg zurück ins Hotel. Morgen heisst es früh aufstehen: der Rocky Mountaineer erwartet uns.

Sprengstoffspuren im Handgepäck!

Ich sitze fest. Die Akkus von Mr. Ed sind bereits flugtauglich verstaut und ich komme wegen des Teppichs im Flughafen San Francisco nicht mehr vorwärts. Aber ich darf auch nicht. Der Inhalt meines Handgepäcks – Medikamente, sanitarische Hilfsmittel, zwei Ladegeräte, Kabel, iPad, iPhone, noch mehr Kabel, Desinfektionsmittel, Handcrème und noch etliches mehr – liegt in vier Schalen verteilt vor drei Borderofficers und einem Explocive Specialist Officer. Der Sprengstoffspezialist hat etwas von Kojak, einfach mit normaler Brille anstelle Sonnenbrille und er lutscht nicht an einem Lollypop. Er kommt lächelnd zu mir und eröffnet mir den Grund der genauen Kontrolle: im Handgepäck seien Spuren von Sprengstoff gefunden worden. Genauer gesagt in einer Büchse mit Pulver, das ich für meine Darmregulation brauche. Klar, manchmal ist das Resultat der Darmregulation explosiv. Aber Sprengstoff? Dieser Stoff sprengt meine Vorstellungskraft, nicht aber meine Fantasie!

Heisst es nun gleich: Arme hinter den Rücken? Werden gleich die Handschellen klicken? Werde ich aus dem Rollstuhl gerissen, zu Boden geworfen? Spüre ich bald die Springerstiefel auf meinem Gesicht? Werde ich über meine Rechte aufgeklärt? Sitze ich bald im Gefängnis auf Alcatraz, wie es mein palästinensischer Rollstuhltaxifahrer mir am Morgen gesagt hat, nachdem ich ihm einiges über unseren Aufenthalt in San Francisco erzählt hatte?

Solche Gedanken kommen wohl, wenn man zu viele US-amerikanische Krimis geschaut hat. Denn weder hatten die Zollbeamten Springerstiefel an, noch waren sie streng dreinblickende Gestalten. Mir werden sie als freundliche, nette und zuvorkommende Menschen in Erinnerung bleiben.

Der Sprengstoffverdacht erhärtete sich nicht. Ich konnte gehen (schön wär‘s!). Ich hätte aber noch einen Wunsch fürs nächste Mal: Bitte Sachen wieder einräumen…

Nun wurde es hektisch. Aus dem Lautsprecher tönte es: Last call for Mr. Christopher Mutzner to gate 96!

Werden wir noch rechtzeitig das Flugzeug nach Vancouver erreichen?

More to come – stay tuned!

Abschiedstour

Unser letzter Tag in San Francisco ist angebrochen. Wir wollen unseren Besuch mit einer Küstenbootsfahrt abschliessen. Gesagt, getan: wir heuern auf einem rot-weissen Boot an und ziehen uns aufs Hinterdeck zurück. Hier haben wir viel Platz für uns alleine und eine tolle Rundumsicht. Per Kopfhörer erfahren wir mehr über die Geschichte von San Francisco und der Bucht. Besiedelt war sie ursprünglich von Indianern, entdeckt wurde sie zufällig, als sich ein spanisches Entdeckerboot losriss und durch den Eingang, den Golden Gate, hindurch in die Bucht getrieben wurde. Vorher war der Durchgang durch die Wälder und den Nebel verborgen geblieben. Ab da gab es aber kein Halten mehr, das Goldfieber griff um sich, die Bucht wurde von Goldgräbern und Spaniern erobert und besiedelt, die Indianer verjagt. 

Ein sehr einschneidendes Ereignis war das starke Erdbeben von 1906. Ganze Quartiere fielen zusammen und eine grosse Feuersbrunst weitete sich rasend schnell aus. Die Menschen lebten in Zelten bis ihre Häuser wieder aufgebaut waren. 1989 bebte die Erde erneut, zum Glück nicht so stark wie 1906. Doch auch damals mussten die Menschen wieder in Zelten wohnen bis ihre Häuser erneut aufgebaut waren.

Der Golden Gate wurde strategisch und militärisch zu einem wichtigen Ort. Davon zeugt noch eine Festung auf der einen Seite. Joseph B. Strauss hatte 1932 die geniale Idee, einer Hängebrücke über den Eingang zur Bucht, den Golden Gate, zu bauen. Von 1933 bis 1937 dauerte die Bauzeit der 2737m langen Brücke. Im Mai 1937 wurde sie eingeweiht. Ihre Farbe erhielt sie dank der Bevölkerung. Die orange Farbe war als Grundierung gegen Rost und Erosion gedacht. Doch bevor mit dem grauen Endanstrich begonnen werden konnte, wehrte sich die Bevölkerung dagegen. Das Orange gefiel zu gut und so beschloss der Architekt, die Farbe zu belassen, zumal sie sich gut in die Umgebung einpasste. So wird noch heute täglich die Brücke orange angestrichen: 60 Tage dauert ein Gesamtanstrich und wenn dieser fertig ist, beginnen die Maler wieder von vorne, immer mit der gleichen orangen Farbe, wohl gemerkt.

Wie die letzten Tage auch, verschleiert sich Lady Bridge hinter Nebel, nicht mehr vollständig zwar, aber nur gerade soviel, dass ich ihre wahre Grösse und Schönheit in etwa erahnen kann.  

Das Schiff kehrt unter der Brücke und fährt Richtung Alcatraz, der berüchtigten Gefängnisinsel.  Noch heute schwebt eine unheimliche Stimmung über den Gebäuden und Wassertürmen auf der Insel. Die Gefangenen wurden per Schiff hierher gebracht und in enge Zellen gesperrt. Sie hatten kaum Kontakt zu den anderen Insassen oder zu den Wärtern, durften bei guter Führung eine Stunde am Tag im Hof an die frische Luft, und die Besuchszeit der Angehörigen beschränkte sich auf zwei Stunden im Monat. Mit drei Lügen wurden die Gefangenen von Fluchtgedanken abgehalten: 

  1. Das Wasser in der Bucht sei so eisig kalt, dass man darin sofort erfrieren würde. Stimmt nicht! Das Wasser ist im Durchschnitt 13 Grad warm.
  2. Die Distanz zum Festland sei zu weit, das würde keiner schaffen. Stimmt nicht! Schwimmend erreicht man die Bucht in 45 Min.
  3. In der Bucht wimmle es von Haien, die Schwimmer angreifen würden. Stimmt nicht! Es gibt zwar viele Haie, doch von solcher Art, die für Menschen harmlos sind.

Nun fährt unser Schiff der Küste entlang und wir können nochmals die Stadtansicht vom Wasser her bestaunen. Die Vielfältigkeit San Franciscos spiegelt sich in ihrer Skyline. Der Financial District mit den gigantischen Hochhäusern, die nach neusten Erkenntnissen erdbebensicher konstruiert sind, die schicken Villen des Nobs, die einfacheren Häuser des North Beach und die vielen Piers der Fisherman‘s Whaf.

Das Schiff dreht unter der Oakland Bay Bridge, auch sie ist eine Hängebrücke. Die Bewohner dieser Seite der Bucht wollten eine der Golden Gate Bridge ebenbürtige Brücke. Sie ist in der Konstruktion ähnlich, besteht aus zwei doppelstöckigen Hängebrücken, ist grau angestrichen und wurde 1936 eröffnet. Im Laufe der Jahre wurde sie mehrmals erneuert und umgebaut (1959, nach dem Erdbeben von 1989, 2013). Eine weitere Attraktion wurde der Brücke 2013 hinzugefügt: ein Lichtspiel von über 25‘000 LED-Lämpchen erleuchtet die Brücke jede Nacht in einem andern Muster.

Der Rest unserer Rundfahrt führt der Küste San Franciscos entlang und bietet uns die Möglichkeit, uns von dieser eindrücklichen Stadt zu verabschieden. 

Zu Fuss durch San Francisco

Um das Pulsieren einer Stadt zu erleben, besichtige ich sie gerne zu Fuss. Ausgangspunkt ist in San Francisco der Union Square, das Quartier mit vielen teuren Geschäften. Um von unserem Hotel dorthin zu gelangen, muss man einige steile Hügel bewältigen. Mr. Ed und Christoph nehmen den Weg unter die Räder. Ich lasse mich von einem Cable Car zum vereinbarte Treffpunkt fahren. Cable Cars (Kabelstrassenbahnen) wurden 1873 entwickelt. Die Legende erzählt, dass damals die Wagons von Pferden gezogen wurden. An einem Regentag rutschten die Pferde auf der steilen Strasse aus und wurden vom Wagon elendiglich die Strasse hinunter geschleift. Cable Cars sind kleine Wagons, die wie bei uns die Seilbahnen an einem Seil bergauf gezogen werden. Das Besondere ist, dass das Seil zwischen den Schienen im Boden verläuft. Der Wagenführer bedient im Inneren des Wagens drei Hebel und ein Pedal. Einen Hebel, um den Wagen mit dem Seil zu verbinden, einen Hebel um Antrieb zu geben und das Pedal und der dritte Hebel, um zu bremsen. Ein spannendes Schauspiel, das sich mir während der Fahrt bietet. Bergauf fährt der Wagen schon recht schnell, bergab hat man das Gefühl, man fliege, und ich hoffe jedesmal, dass die Bremsen funktionieren. Doch der Fahrer ist ein grossgewachsener, kräftiger Schwarzer, der die Hebel wie ein Puppenspieler die Fäden einer Marionette bedient, mühelos und sehr gekonnt. So komme ich heil und munter am Union Square an und treffe bald auf Mr. Ed und Christoph, die sich tapfer mit dem SwissTrac über die Hügel gekämpft haben.

Wir machen es uns auf dem Hauptplatz des Union Squares gemütlich, essen Panini und ein Gelato, von Hochhäusern umrahmt und widmen uns unserem Blog.

Bald sind wir soweit, dass wir den Rückweg antreten können. Diesmal geht’s gemeinsam durch Chinatown, die eine der grössten chinesischen Gemeinschaften in Amerika ist. Wir kommen an vielen Geschäften vorbei, die mit Andenken und chinesischen Kleidern vollgestopft sind, darauf angelegt, dass hier Touristen vorbei spazieren. Die Strassen sind mit roten Lampions geschmückt, die Häuser zum Teil bemalt oder mit den typischen chinesischen Drachenköpfen an der Dachrinne geschmückt. Die Verkäufer sind durchwegs Asiaten, die Menschen auf der Strasse scheinen aus aller Welt zu kommen.

Das nächste Quartier gefällt mir besser. Wir spazieren durch den North Beach. Hier sind die Strassenlampen am Pfosten mit den italienischen Farben bemalt. Wir gehen an kleinen Bars vorbei, an Handwerksstätten, Schuhmachereien, Pizzerien. Es fühlt sich wie in einem italienischen Viertel an. Draussen vor dem Caffè Trieste sitzen Männer neben ihren Motorrädern, einer sitzt im Hauseingang und spielt auf seiner Mandoline.

Wir wagen uns eine sehr steile Strasse hinauf, die Charrière in Ligerz ist fast so steil, und hoffen auf einen Ausblick auf die Bucht von San Francisco. Leider verwehrt uns eine Buschhecke die Sicht. Also kehren wir um und gehen durch ein nobles Villenquartier weiter. Menschen begegnen wir hier kaum, vermutlich müssen sie fast Tag und Nacht arbeiten, um sich die horrenden Mieten leisten zu können. 

Nach einem weiteren steilen Abstieg sind wir bald wieder auf der Fisherman’s Wharf. Hier herrscht wie immer ein buntes Treiben. Wir lassen uns in den Abend mittragen.

Mr. Ed und die Cable Cars

Die Cable Cars sind eine der wenigen Attraktionen, die für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich sind. Wohl würden mich die Gripmen (Cable Car Fahrer) ein- und wieder ausladen, aber ich fühle mich nicht mehr fit genug für eine Fahrt. Das ist weiter kein Problem, weil ich bereits 1998 in den Genuss einer Mitfahrt kam. Auch anlässlich meiner letzten Visite in der Golden Gate-Stadt vor fünf Jahren liess ich eine Fahrt aus, fuhr aber Teile der Linie Mason-Powell auf Mr. Ed. Wenn ich mir heute die Strecke mit ihrer Steilheit und den vielen Unebenheiten betrachte, dann staune ich, wie kräftig ich damals noch war. Ich erinnere mich, dass ich den Weg nur dank kräftiger Hilfe meines jüngeren Sohnes schaffte, aber trotzdem. Nun muss ich nicht einmal im entferntesten an so eine Idee denken. Sowohl Kraft als auch die dafür notwendige Beweglichkeit fehlen mir. Aber das macht nichts, denn mit meinem Swiss-Trac bin ich bestens ausgestattet. Dieser zieht Mr. Ed und mich – zwar nicht locker, dafür aber sicher und zuverlässig – die äusserst steile Hyde Street hinauf und bremst bergab auf der Powell Street so stark, dass Mr. Ed und vor allem mir ein Höllenritt erspart bleibt. Ein Swiss-Trac in San Francisco zu haben, ist ein Geschenk. Meine Bewunderung ist allen Rollstuhlfahrern sicher, die in dieser Stadt unterwegs sind. Und Rollstuhlfahrer gibt es hier viele.

Gegen den Cable Car, wo Vera mitfuhr, hatte ich keine Chance. Er war viel schneller am Endpunkt. Irgendwie muss er an den Ampeln mit einer Grünwelle bevorzugt worden sein…

Noch eine Bemerkung zum Wetter: die Sonne scheint und es wäre angenehm warm, bliese nicht ein starker Wind vom Pazifik her in die Bucht von San Francisco. Mark Twains Bemerkung zum Wetter kann ich nachvollziehen: Den kühlsten Winter erlebte ich in San Francisco im Sommer.

More to come – stay tuned!

Hop-on, Hop-off

Eine tolle Möglichkeit Städte zu entdecken bieten die Doppelstock-Busse. Man hat die Wahl in wortwörtlich luftiger Höhe oder im warmen Innern des Busses durch die verschiedenen Quartiere zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten einer Stadt zu fahren. So macht es auch unser Trio. Mr. Ed und Christoph haben leider keine Wahl und müssen mit dem warmen Innern vorlieb nehmen. Da die Sonne scheint und Höhe eine Perspektivenerweiterung mit sich bringt, wähle ich die Dachvariante. Und los geht’s durch die Strassen von San Francisco: von der Fisherman’s Wharf über steile Strassen bergauf zum Russian Hill, wo sich die ersten Goldgräber niederliessen und wo noch heute die reicheren Stadtbewohner ihr Zuhause haben (eine 4-Zimmer-Wohnung kostet zwischen 4000-6000$ im Monat).

Dann geht’s die an eine Achterbahnfahrt erinnernde steile Strasse hinunter in den Financial District. Die glänzenden Hochhäuser sind so hoch, dass man ihr Ende nur sieht, wenn man den Kopf vollständig nach hinten biegt. Banken und Firmen haben hier ihren Sitz.

Wir fahren an der Lombard Street vorbei, einer engen sehr kurvenreichen Strasse, und weiter leicht bergauf zu den im viktorianischem Stil erbauten Quartiere. Hier finden wir die Painted Ladies, eine Häuserzeile mit sechs in den 1890er Jahren identisch gebauten Häusern, die nur im Farbton der Fassaden leicht voneinander abweichen und dank der atemberaubenden Skyline San Franciscos im Hintergrund ihre Berühmtheit erlangten.

Nun machen wir einen geschichtlichen Sprung in die Vergangenheit. Wir fahren durch das Hippie-Quartier. Noch heute sind die Häuser bunt und mit Graffitis bemalt, an den Strassenecken wird gedealt (was hier legal ist) und ab und zu steigt einem der Geruch eines Joints in die Nase.

Die Regenbogenfarben sind das Kennzeichen der Szene der Homosexuellen, die hier in San Francisco ein sicheres und anerkanntes Zuhause findet.

Wir fahren weiter durch den riesigen Botanischen Garten. Über 5000 verschiedene Bäume wachsen hier, Pflanzen werden gezüchtet und in einem wunderschönen Park angesiedelt. Der Park dient als Naherholungsgebiet und bietet neben vielen Abenteuerwegen auch einen Bikertrail.

Die Fahrt geht jetzt Richtung Golden Gate Bridge. Wir brausen über einen Freeway. Plötzlich wird der Wind eisig kalt, und als wir aus einem Tunnel fahren, tauchen wir in dichten Nebel ein. Da vor uns ist die Golden Gate Bridge, meint unsere Guide und lacht. Die orangenen Seile und Pfeiler erscheinen schemenhaft und fliegen an uns vorüber. Wie aus dem Nichts ist der Nebel verschwunden und der letzte Pfeiler strahlt in leuchtendem Orange in der Sonne. Bis heute hat sich die goldene Lady noch nie vollständig gezeigt, sie hüllt sich kokett oder in vornehmer Zurückhaltung in ihren Nebelschleier. Sie hat noch drei Tage Zeit, es sich für uns anders zu überlegen.

San Francisco und seine Piers

Mr. Ed führt uns gleich am ersten Abend zu Pier 45. Das sei Tradition, meint Christoph, und gehöre für ihn und Mr. Ed zum Ankommen in dieser Stadt. Wir landen bei einem Schnellimbiss, er bestellt ein Corona und Fried Calamares, ich entscheide mich für Shrimps und einen Orangensaft (wenigstens etwa Gesundes zu dem frittierten Essen). Wir machen es uns an einem Tisch hinter Plastikfolien und unter einer Heizlampe gemütlich und geniessen unser erstes Essen in San Francisco. Rund herum leuchten bunte Lichter und Schriftzüge: Seafood, crabs, Fisherman‘s- Grotto, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wir sind in Fisherman’s Wharf angekommen. Reichlich satt und mit ersten Eindrücken von dieser Stadt kehren wir ins Hotel zurück und sinken nach unserem 33 Stunden-Tag müde in unser Bett.

Am nächsten Tag machen wir uns auf die Suche nach Frühstück. Wir landen auf dem Gelände von der Ghirardelli Schokoladenfabrik, einer ehemals grossen Produktionsfirma. Der Gebäudetrakt beherbergt heute neben einer kleinen Schokolade-Produktion, eine Cheese-School, verschiedene Boutiquen, Weinprobe-Lokale und das sagenhafte Tearoom (siehe Frühstück mit Stäbchen). Wir stellen fest, dass nicht nur die Schweizer Meister in der Herstellung von Schokolade und Käse sind.

Nach dem Frühstück zieht es uns ans Ufer der San Francisco Bucht. Ein kleiner Sandstrand mit Badenden, Kindern, gealterten Campierern und Möwen. Nur ein paar Schritte weiter stehen wir mitten im  Schifffahrtsmuseum. Hier gibt es Dreimaster aus der Entdeckerzeit, Kriegsschiffe und andere alte Boote zu besichtigen. Wir schauen uns die riesigen Schiffe vom Pier aus an. Sie sind nicht Mr. Ed tauglich.

Weiter geht’s der Wharf entlang. Dieser Kai zieht sich über mehrere Kilometer der Bucht entlang und ist an einem Samstagnachmittag voller Leben: alle paar Meter ein Strassenkünstler, Musikdarbietungen, Puppenspieler, Tänzer, Verkäufer mit mobilen Küchen. Musikfetzen mischen sich, es riecht nach gebratenem Gemüse und Würsten und zusammen mit der ethnisch durchmischten Menge sieht es bunt aus wie in einem Hollywoodfilm. In einen solchen fühle ich mich auch hineinversetzt: Pretty women walks down the Street summt es in meinen Gedanken.

Bald erreichen wir Pier 39. Hier verdichtet sich die Menschenmenge und sie zieht einen Richtung Pier-Mitte: ich muss mir den Weg durch die Menge bahnen um zu sehen, was auf vielen Plakaten angekündigt worden war: auf Holzstegen kämpfen, balzen, schlafen, sonnen sich Seelöwen. Hunderte! Sie veranstalten einen Tumult und einen Riesenkrach mit ihrem vielstimmigen Oink-Oink. Sie haben ihre Geschichte hier auf diesem Pier in San Francisco. Sie kamen zum ersten Mal nach dem grossen Erdbeben von 1989. Damals waren es nur wenige. Mit jedem Jahr wurden es mehr und man liess sie gewähren. Später waren sie wegen ihres Krachs unbeliebt bei den Restaurantbesitzern rund um den Pier, doch wurden Vereinbarungen getroffen und heute stehen die Seelöwen unter Schutz und sind eine Touristenattraktion geworden.

Der eigentliche Pier 39 besteht aus einer langen Doppelreihe Holzhäusern auf zwei oder drei Stockwerken, die Läden mit Schmuck, Andenken und Schleckereien oder kleine Restaurants und Bistros beherbergen. Am Wochenende scheint dieser Pier ein Anziehungspunkt zu sein.

Da die Wharf noch nicht zu Ende ist, spazieren wir weiter. Es wird etwas ruhiger. Die Anlegestellen für die riesigen Kreuzfahrtschiffe wechseln sich mit dem Meeresaquarium, das Haie beherbergen soll, Schiffswerkstätten, dem Exploratorium, das uns an das Winterthurer Technorama erinnert, und vereinzelten kleinen Restaurants ab. Überrascht entdecke ich auf einem Dach eine Schweizerfahne. Christoph nimmt an, es sei das Zeichen für das Amerikanische Rote Kreuz. Mr. Ed führt uns zu einer grossen SBB-Standuhr. Ein unverkennbares Zeichen. Daran sind Tafeln mit Hinweisen auf das Schweizerische Konsulat und eine Schweizer Firma festgeschraubt.

Am Ende der Wharf befindet sich der Pier 1. Hier steht das Ferry Building ein grosses Gebäude mit Turm, das nach dem Brand als Folge des Erdbebens 1906 wieder aufgebaut wurde. Es ist von einem Palmenhain eingerahmt und beherbergt noble Restaurants.

Wir kehren wieder um und machen uns auf die Suche nach einer Stärkung. Fündig werden wir bestimmt, es gibt genügend Auswahl und Möglichkeiten auf den Piers von San Francisco.

Das „Stäbli-Zmorge“

Bis heute dachte ich, San Francisco zu kennen und der englischen Sprache mächtig zu sein. Auch sind mir Begriffe wie Tea House und Coffee Shop – ja, auch die in Amsterdam, wenn ich solche bis heute nie betreten habe – nicht fremd. Aber wer nicht die komplette Aufschrift unter dem Namen an der Hausfassade liest, die ausgehängten Speisekarten inklusive Bildern nicht anschaut und selbst beim Anblick asiatischen Interieurs nicht stutzig wird, der muss akzeptieren, dass er nicht bekommt, was er sich vorstellt.

Mir war heute nämlich nach einem richtigen amerikanischen Frühstück mit Rührei, Speck, Toastbrot und den typischen Süssigkeiten. Dazu Früchte, Orangensaft und einem dünnen Kaffee, den man aus alten Militärzeiten bestens kennt. Also, an klaren Vorstellungen mangelte es dem Schreibenden keineswegs. Aber der Bequemlichkeit des Rollstuhlfahrers, der gerne seine Freundin zur Klärung der Verhältnisse vorschickt, ist zu verdanken, dass anstelle von Messer, Gabel und Löffel zwei Essstäbli auf dem Tisch bereit lagen. Das Tea House entpuppte sich nämlich als chinesisches Restaurant, was auch zu erfahren gewesen wäre, hätte man sich darum gekümmert. Für einmal war nun nicht Reise-, sondern kulinarische Flexibilität gefragt. Und mit der richtigen Einstellung war das vermeintliche amerikanische Frühstück ein leckerer Lunch mit Poulet-Pilzbällchen mit unterschiedlich scharfen Saucen, ein Schüsselchen Gurken-Tomaten-Avocadosalat und vegetarische Frühlingsrollen. Es war fein, eine neue kulinarische Erfahrung und sorgte bei uns für heitere und zufriedene Momente.

Mr. Ed ist gut in San Francisco angekommen. Zielsicher steuert er die Attraktion an, umfährt dabei Schlaglöcher und sonstige Unebenheiten und behauptet sich resolut gegen die Menschenmassen aus der ganzen Welt. Fisherman’s Wharf war der perfekte Start. Und man kann sagen, wir sind angekommen.

More to come – stay tuned!

HAPPY LANDING

Jetzt ist es endlich soweit. Wir sitzen im Flugzeug, Mr. Ed und sein Gefährte, der Swiss-Trac, sind hoffentlich wohl verstaut im Frachtraum. Etwas über elf Stunden Flug haben wir vor uns. Wenn wir ehrlich sind, graut uns etwas vor dieser langen Sitzerei. Doch erstaunlicherweise vergeht die Zeit wie im Flug, ja wortwörtlich gemeint. Die europäische Landschaft wirkt aus 10’000 Metern Höhe wie ein gelb, braun, grüner Flickenteppich, der britische sieht übrigens ähnlich aus. Dazwischen überqueren wir den blauen Ärmelkanal, der aus dieser Höhe weniger breit wirkt, als ich ihn mir vorgestellt habe. Über dem Meer liegt ein dickes Wolkenmeer, so dass wir uns dem Essen und dem Schlaf widmen. Als ich das nächste Mal zum Fenster hinaus schaue, befinden wir uns bereits über der Unendlichkeit Nordamerikas und nach einer weiteren Stunde gibt der Captain die Vorbereitung zur Landung bekannt. Nach 11 Stunden und 5 Minuten landen wir wohlbehalten in San Francisco.

Hier machen wir als erstes die Bekanntschaft mit zwei Mobility Assistences, die Christoph aus dem Flugzeugsitz zurück auf Mr. Ed hieven. Der eine verschwindet, der zweite übernimmt die Führung zum Gepäcksempfang. Alles ganz normal bis hierhin. Doch nun verfällt der etwas feste und plump wirkende Mann in einen eiligen Schritt. Sein Gangbild erstaunt mich, vielmehr erstaunt mich jedoch sein immenses Tempo, das er an den Tag legt. Mein Schritttempo beläuft sich im Durchschnitt auf 6 km/h, seines muss bei mindestens 10km/h liegen. Damit ich das Dreiergespann in der Menschenmenge nicht verliere, muss ich zwischendurch einen Gang höher schalten und rennen! Ich renne einem hinkenden, Rollstuhl schiebenden Assistenten hinterher, der Mr. Ed samtChristoph in schlafwandlerischer Sicherheit durch den Flughafen rollt. Wir landen bei der Grenzkontrolle. Fingerabdrücke beider Hände plus Foto ohne Brille. Wir scheinen unverdächtig zu sein und können passieren. Und weiter geht’s, wieder in diesem horrenden Tempo, langsam komme ich ins Schnaufen. Nicht so Christophs Assistent. Er rast zur Ausgabe des Sperrguts, wo der Swiss-Trac abholbereit neben dem Fliessband steht. Nun sind wir wieder autonom. Wir versichern dem Assistent, dass wir nun ohne seine Hilfe auskommen. Er fragt dreimal nach, ob wir denn unseren connecting flight ohne ihn erreichen würden. Als wir ihm sagen, dass wir in San Francisco bleiben, werden seine Augen gross und sein Gesicht lang. Er reicht uns zum Abschied seine linke Hand, der rechte Arm hängt ihm beim Weggehen schlaff am Körper (eine einseitige Körperlähmung?). Wir schauen einander an. Hat sich der gute Mann umsonst so verausgabt? Er tut uns etwas leid, zum Glück haben wir ihm ein grosszügiges Trinkgeld gegeben. 

Und am Schluss klappt doch (fast) alles

Nun, unsere Reise nach Kanada ist nicht die erste Reise mit Rollstuhl. Verschiedene Destinationen mit unterschiedlichen Herausforderungen standen schon auf dem Programm: Barcelona, Berlin (2x), Hamburg, Cran Canaria, San Francisco. Da meint man, man hätte schon fast alles erlebt.

In Hamburg landeten Mr. Ed und ich an einer U-Bahn-Station, die gemäss Plan rollstuhlttauglich sein sollte. Sie war es nicht. Einzig ein Treppenlift stand zur Verfügung. Mit dem Stationstelefon meldete ich mich bei der Zentrale. Ja, die U-Bahn-Station wird rollstuhltauglich sein. Aber erst 2021, sofern der Hamburger Senat dem Vorhaben zustimmt. Perfekt! Soll ich nun die sieben Jahre hier unten warten? Dank meines Sohnes und noch vorhandener Gefähigkeit fand sich eine Lösung über die Rolltreppe.

In Hamburg war das Problem ebenfalls technischer Natur. Auf die Frage des Ramp Agents zu den Leistungsdaten von Mr. Ed wusste ich keine Antwort. Woher auch. Er erleichtert mir das Vorwärtskommen mit einem Motor, ähnlich eines E-Bikes. Über Umwege auf dem langsamen Internetzugang am Hamburger Flughafen liessen sich die verlangten Informationen nicht eruieren. In letzter Minute durften Mr. Ed und ich noch mit.

Einst sang Lili Marlen „Ich hab noch einen Koffer in Berlin, drum muss ich nochmals hin“. Ich hätte ähnliches singen können: Mr. Ed blieb in Berlin. In Zürich waren dann einige Leute damit beschäftigt, Vera und mich nach Hause zu bringen. Eine Stunde nach unserer Rückkehr war dann auch Mr. Ed wieder bei mir.

Die Reise nach Vancouver war insofern speziell, als ich zusätzlich mit einem Rollstuhlzuggerät unterwegs bin. Sorgfältig wie ich Reisen vorbereite, meldete ich mich rechtzeitig bei der Fluggesellschaft Air Canada, um mein zusätzliches Gepäck voranzumelden. Schliesslich wiegt das Zuggerät 65 kg und bedarf besonderer Behandlung. Aber die Kanadierin am Telefon verstand mich nicht wirklich. Swiss Trac – Swiss what? GeklappT hat’s am Schluss trotzdem. Obwohl, wie soll man als Rollstuhlfahrer den Swiss Trac aus solch einem Gewühl und zuhinterst fischen?

Einem US-Amerikaner sei dank, dass ich trotzdem zu meinem Swiss Trac kam. Und es bewährte sich einmal mehr, freundlich zu sein und sich gut in Englisch verständigen zu können.

More to come – stay tuned!

Und? Reist du nicht mehr?

Das war und ist die am meisten gestellte Frage der letzten vier Jahre. Mein Blog blieb ohne Aktualisierung. Was waren die Gründe? Gibt es überhaupt mehrere Gründe? Oder war es nur der eine Grund, nämlich Faulheit?

Nun, bald geht es wieder auf eine grössere Reise. Das Reiseziel: Kanada. Und dieser Blog wird wieder etwas zu bieten haben.

Stay tuned…

May I help you?

Noch berührt meine Hand den Türgriff nicht, da höre ich eine Stimme hinter mir: „May I help you?“ „Yes you can“, antworte ich freundlich in Richtung der Stimme und lächle. Ich habe in den letzten drei Wochen gelernt, Hilfe anzunehmen. Nicht, weil ich sie wirklich gebraucht hätte. Dienen und helfen scheint für viele Amerikaner und Kanadier selbstverständlich zu sein.

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We all are family (und sitzen alle im gleichen Boot) Teil 2

Die Vorstellung, in einem Notfall mit anderen Passagieren in einem kleinen Rettungsboot über Tage auf dem Pazifik auf Rettung zu warten, lässt einen inständig bitten, es möge nichts dergleichen passieren. Auf dem Kreuzfahrtschiff ist die Kabine ein Zufluchtsort, wenn der Gesprächs- und Mitteilungsdrang gewisser Mitreisenden gar ausgeprägt ist.

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Ed wird Mr. Ed

Auf dem Schiff ist mir spontan das sprechende Pferd Ed in den Sinn gekommen, als ich fand, mein Rollstuhl könne nicht einfach nur „Rolli“ heissen. Wenn schon ein berühmter Name für meinen Rollstuhl herhalten muss, dann soll er auch korrekt sein. Und so kommt es nun, dass aus Ed „Mr. Ed“ wird. Mister Ed war von 1961 bis 1966 eine US-amerikanische Comedyserie von Walter R. Brooks, die ein sprechendes Tier präsentierte.

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Mr. Ed passt nicht durch die Kabinentür. Sorry mein Freund: Abnehmen oder draussen bleiben!

Ed schlägt sie alle

Gut möglich, dass ich mich auf den letzten Kreuzfahrten nicht geachtet habe, wie viele Reisende mit einem fahrbaren Untersatz unterwegs sind. Aber ich denke, die Anzahl war bedeutend weniger. Mit ein Punkt dürfte aber sein, dass Amerikaner schnell dazu neigen, einen Mini-Scooter zu mieten und sich so die Mühen der manuellen Fortbewegung ersparen. Jedoch würde gerade ihnen, und hier will ich keine Wertung der Lebenseinstellung vornehmen, die Bewegung gut tun.

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